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Die Initiative für mehr kreative und lebendige Orte des Austauschs in Karlsruhe, die Anstoß e.V., hat seit November ihren eigenen ßpace in der Fritz-Erler-Straße 7 – und den bespielt sie mit vollem Programm: Am 18. Dezember mit ‘The Dogs look lonely and expensive here‘ und ‘Salzwasser’, einer szenischen Lesung, am 20. Dezember. Im Interview erzählen Lisa Kuon und Norina Quinte mehr über ihre Arbeit, den neuen Projektraum und kommende Veranstaltungen, Projekte und Pläne für 2016…

Die Initiative für mehr kreative und lebendige Orte des Austauschs in Karlsruhe, die Anstoß e.V., hat seit November ihren eigenen ßpace in der Fritz-Erler-Straße 7 – und den bespielt sie mit vollem Programm: Am 18. Dezember mit ‘The Dogs look lonely and expensive here‘ und ‘Salzwasser’, einer szenischen Lesung, am 20. Dezember. Im Interview erzählen Lisa Kuon und Norina Quinte mehr über ihre Arbeit, den neuen Projektraum und kommende Veranstaltungen, Projekte und Pläne für 2016…

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die Anstoß e.V. bemüht sich um mehr kreative Freiräume in der Beamtenstadt Karlsruhe. Studierende und Berufstätige verschiedener kreativer Fachrichtungen haben den Verein mit dem Ziel gegründet, das kulturelle Leben in der Stadt aktiv mitzugestalten. Wie gut sie das können, zeigen ehemalige Projekte wie ‘Werders Wohnzimmer‘, der Kioßk am Rheinhafen oder zuletzt die Gestaltung der Entspannungsräume auf der diesjährigen UND#8. Lisa Kuon und Norina Quinte, Gründungsmitglieder und Vorsitzende der unabhängigen Initiative, stellen sich unseren Fragen.

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Mit eurem Verein wollt ihr unbeachtete Räume mit Potenzial für kulturelle und soziokulturelle Begegnungen beleben – was ist euch dabei wichtig?

Norina: Zuerst geht es darum, auf diese unbenutzten Räume, die es in Karlsruhe durchaus gibt, aufmerksam zu machen. Der übergeordnete Gedanke ist, dass nicht etwa nur wir als Verein uns mit Ideen verwirklichen können, sondern dass wir auch Andere sensibilisieren – aufmuntern zum ‘selbst-aktiv-werden‘. Karlsruhe ist eine Stadt mit Potenzial, wie wir finden, es muss nur bewusster genutzt werden.

Hinter die Anstoß e.V. stecken viele kreative Köpfe mit vielen Ideen – wie findet ihr Konsens, wie realisiert ihr eure Projekte?

Lisa: Uff – deine Frage trifft ins Schwarze. Wir haben uns ja zunächst zusammengetan mit dem Willen, die Offszene in Karlsruhe zu verändern und zu beleben. Es war also eher ein abstrakter Gedanke, mit dem wir begonnen haben. Wir mussten uns über die Zeit finden und dieser Definitionsprozess wird stetig, unter anderem durch die Projekte selbst, fortgesetzt. Vor zwei Jahren waren wir einfach eine Gruppe von elf jungen Menschen, die irgendwas verändern wollten. Der Verein, wie er heute ist, nahm dann immer mehr Kontur an. Wir gaben uns eine Ordnung, manche Mitglieder gingen, andere kamen – das alles hat uns geformt.

Norina: Anfangs war es nicht ganz einfach diesen gemeinsamen Konsens zu finden. Indem jeder von uns Unterschiedliches einbringt, von Elektrotechnik über Stadtplanung, bis hin zu Ausstellungsdesign, sind aufwendige und größere Projekte einfacher zu realisieren. So ist es zum Beispiel manchmal ein kleiner Kreis aus zwei bis drei Leuten, manchmal aber auch die ganze Gruppe, die sich beteiligt. Genau diese Vernetzung der unterschiedlichen Interessen macht unser Arbeiten aus.

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Am 21. November wurde nach zweijähriger Suche euer eigener ßpace in der Fritz-Erler-Straße 7 eröffnet – warum hat das so lange gedauert und wie seid ihr letztendlich fündig geworden?

Lisa: Das hängt wohl unter anderem mit einer bürokratischen und teilweise auch ängstlichen Stadtpolitik und auch mit den Einstellungen der KarlsruherInnen selbst zusammen. Die Raumsuche war sehr zeitaufwendig und frustrierend. Wir arbeiten alle ehrenamtlich und können es uns nicht leisten, für freie Arbeit auch noch viel Geld für Miete, die durch weitere Nebenjobs verdient wird, auszugeben. Wir hatten also einige Limits und haben unser Problem einfach produktiv genutzt, indem wir den öffentlichen Raum, Privatwohnungen, Geschäfte oder temporär angemietete Orte bespielt haben. Durch diverse Veranstaltungen muss unser Vertrauen bei der Stadt gestiegen sein, denn schließlich haben wir dann den Raum in der Fritz-Erler-Straße zu einem bezahlbaren Preis angeboten bekommen.

Euer Projektraum soll ein Offspace in Karlsruhe für kulturelle Veranstaltungen sein, was können wir uns darunter vorstellen?

Norina: Unser ßpace soll ein Schaufenster sein, ein Ort, an welchem die unabhängige Szene des Kreativ- und Kulturbereichs eine Plattform bekommt. Wir stellen uns den ßpace als Anlaufstelle für Ideen vor: ßpace stellt aus, was ungebunden und frei von etablierten Institutionen entsteht. ßpace bietet uns eine Möglichkeit, Visionen zu kommunizieren und darüber mit Interessierten zu diskutieren. Das Wort Veranstaltungen steht hier nicht zwangsläufig im Vordergrund, vielmehr der Austausch, der wiederum über das Ausgestellte – Kunst, Musik, Text, Theater, Design – zustande kommt.

Unter dem Motto ‘CONGRATULATION – IT’S A ROOM‘ habt ihr euren festen Standort eröffnet – was war das für ein Gefühl und was brachte der Abend mit sich?

Norina: Ein gutes Gefühl. Alleine zu wissen, dass wir für einen längeren Zeitraum einen Ort haben, an dem sich Stück für Stück etwas aufbauen kann, war super. Wir sind in den letzten Jahren natürlich auch gewachsen, da ist selbst die größte WG-Küche irgendwann zu klein zum regelmäßigen Treffen und Arbeiten. Die Eröffnung hat uns allen großen Spaß gemacht, es war ein guter Start, mit vielen Gesprächen, guter Laune, Musik, Essen (‘Restaurant-Day‘), neuen und alten Freunden. Zum Beispiel hat die Jazzband Jazzarias uns an diesem Abend ein wunderbares Konzert geschenkt. Für uns war die Eröffnung ein erstes “Hi, we have a room” und auch ein Grund zum Anstoßen, mit allen Unterstützern und Interessierten, die uns bis jetzt begleitet haben. Jetzt geht es weiter…

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Was ändert sich für euch und für kommende Projekte mit eurem neuen Projektraum?

Norina: Wir können mit dem neuen Raum natürlich mehr Projekte realisieren als zuvor. Bisher war jedes einzelne Projekt aufwendiger zu organisieren, da wir uns immer erneut um die Räumlichkeiten bemühen mussten. Wir erhoffen uns durch den ßpace spontaner auf aktuelle Themen und Anfragen reagieren zu können und wollen einen Ort bieten, der zum Vernetzen einlädt. Im öffentlichen Raum wollen wir natürlich weiterhin aktiv bleiben. Gerade solche Ideen wie der ‘Restaurant-Day‘ oder ‘Parking-Day‘ und die ‘Spiel-mich‘-Aktion mit den Klavieren sind auf den offenen städtischen Raum bezogen und funktionieren auch nur dort. Wir bleiben ja der Meinung, dass Karlsruhe ‘in-sich‘ belebter sein sollte.

In diesem Jahr stehen noch zwei Termine in eurem Kalender: ‘The Dogs look lonely and expensive here‘ am 18. Dezember und ‘Salzwasser‘ am 20. Dezember. Könnt ihr uns ein bisschen mehr darüber verraten?

Lisa: ‘The Dogs look lonely and expensive here‘ ist die Abschlussarbeit der HfG-Studentin Isabel Mehl. Isabel zeigt drei Videoarbeiten, die sich, bis auf eine Filmsequenz, aus Fotografien zusammensetzen. Die Arbeiten sind während ihres Studiums entstanden und spielen in New York, Barcelona und in Innenräumen verschiedener Wohnungen. Als ZuschauerIn wird man, unter anderem durch die Ruhe ihrer Arbeiten, sehr nah an ihre persönliche Wahrnehmung der Welt herangeführt. Wir finden es wichtig, dass Arbeiten auch außerhalb der Unis oder Hochschulen gezeigt werden und somit auch anderen Menschen die Möglichkeit gegeben wird, am (Kunst-)Geschehen teilzuhaben.

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Auf der Suche nach dem Realen und Konstruierten starten wir dann am Sonntag im ßpace erstmals mit Text und Theater. Auch in Zukunft wird es das jetzt geben. Jonathan Bruckmeier, Louis Quintana und Sebastian Reiß, drei Schauspieler vom Badischen Staatstheater, lesen das ‘Salzwasser‘ von Conor McPherson. Anhand von Monologen setzen drei Figuren eine Geschichte zusammen und konstruieren sich eine Realität – oder mehrere Realitäten? Das gilt es zu erforschen. Maximilian Grünewald und Norina setzen in Szene und denken darüber nach, inwiefern ein Text wie ‘Salzwasser‘, sobald er versprachlicht ist, selbst zur Realität wird.

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2016 wird es im ßpace Ausstellungen, Lesungen, ein regelmäßig stattfindendes Kulturcafé mit wechselndem Musikprogramm sowie Vorträge und Filmvorführungen zu den Themen Urbanität, Stadtkultur und Stadtentwicklung geben. Mitte Februar findet ein Symposium statt, das sich der Frage widmet, wie junge Kreative heute ihre Städte gestalten: Gibt es einen neuen (politischen) Aktivismus? Welche Methoden und Strukturen braucht man, um fernab von Institutionen in einer Gruppe aktiv Projekte zu realisieren? Ein Teil der Initiative wird darüber hinaus das ‘UND Festival‘ in überarbeiteter Form fortführen – mit reichem Angebot aus dem Kunst- und Theatersegment. Bereits bekannte Veranstaltungen, wie der ‘Parking Day‘ oder der ‘Restaurant Day‘, sollen beibehalten werden.

Wir danken Lisa und Norina für das Interview und freuen uns auf ein abwechslungsreiches Programm im ßpace und in der Karlsruher City!

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