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Eine Ausstellung zum Thema Steine?! Ja! Bei ‘Flawless‘ werden die realen, raumfüllenden Exponate ihren inszenierten Produktfotografien gegenübergestellt. Zu Schnittchen haben wir die beiden HfG-Studentinnen Jana Hofmann und Lena Thomaka bei der Finissage im ßpace getroffen, uns ihr Werk ‘Staging Stones‘ näher erklären lassen und über die Wertigkeit von Dingen philosophiert.

Eine Ausstellung zum Thema Steine?! Ja! Bei ‘Flawless‘ werden die realen, raumfüllenden Exponate ihren inszenierten Produktfotografien gegenübergestellt. Zu Schnittchen haben wir die beiden HfG-Studentinnen Jana Hofmann und Lena Thomaka bei der Finissage im ßpace getroffen, uns ihr Werk ‘Staging Stones‘ näher erklären lassen und über die Wertigkeit von Dingen philosophiert.

Sieben Steine, sieben Bilder – auf den ersten Blick nicht mehr. Diese vermeintliche Banalität verliert sich jedoch bei näherer Betrachtung im Detail: Schatten- und Lichtspiele unterscheiden die Exponate, ebenso wie ihre Beschaffenheit an sich. Steine sind farb- und facettenreich. Glatt, rau, glänzend, matt, fein, bearbeitet, naturell, durchsichtig, lichtundurchlässig, grün, blau, bunt, grau, schwarz – die Individualitäten lassen sich beliebig fortsetzen. Und ebenso vielfältig lassen sie sich inszenieren.

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Der visuelle Reiz von Steinen gezeigt anhand gelungener Produktfotografie

Mit ‘Staging Stones‘ haben Jana Hofmann und Lena Thomaka, Kommunikationsdesignstudentinnen an der HfG in Karlsruhe, Produktfotografien geschaffen, die das Facettenreichtum von Steinen würdigen, aber auch das subjektive gegen das gängige ästhetische Empfinden stellen und die damit verbundene Wertigkeit von Dingen hinterfragen. Visuell reizvoll fanden die beiden Grafikerinnen Steine bereits schon vor ihrer Arbeit an Flawless: „Das war tatsächlich dann auch die erste Verknüpfung, die wir mit dem Thema hatten, der visuelle Reiz. Davon ausgehend haben wir die weiteren Bedeutungen aufgeschlüsselt, die Menschen Steinen inhaltlich zuschreiben“, so Jana.

Die Ausstellung ‘Flawless‘ fand im ßpace statt. Der Raum, den die Karlsruher Initiative die Anstoß e.V. als Offspace für verschiedene Veranstaltungen geschaffen hat, ist zur guten Hälfte mit den scheinwerferbestrahlten Steinen auf niedrigen Podesten gefüllt. An den hohen Wänden sind sieben Plakate platziert – sie zeigen die Inszenierung der Steine in verschiedenen Kulissen. Angelehnt an die Werbegestaltung von Luxusmarken sollen diese großformatigen Produktfotografien die wertlosen Steine künstlich aufwerten.

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Über die Wertigkeit von Objekten

Doch wie kann man Objekte aufwerten? Anhand welcher Kriterien wird Wertigkeit bestimmt? „Der erste Gedanke war, dass beispielsweise Diamanten in verschiedene Wertigkeiten eingeteilt werden, aber eine wirkliche Systematik dahinter fehlt. Wertigkeit wird oftmals subjektiv bestimmt – wie kann das sein? Wie können Diamanten dann trotzdem so teuer sein? Wann ist was wertvoll? Wenn es lupenrein ist?“, so Lena. In dieser Undurchsichtigkeit der Referenzkriterien zur Bestimmung eines Wertes haben die beiden Studentinnen eine Analogie zur Modewelt gesehen.

„Bei Diamanten und anderen Edelsteinen können Einschlüsse, also eigentlich Makel, die als besondere Makel wahrgenommen werden, wertsteigernd wirken. Andererseits können solche Lufteinschlüsse auch wertmindernd sein, das ist völlig randommäßig und menschengemacht. Ich finde das Beispiel zeigt ganz gut, wie willkürlich über Wertigkeit entschieden wird“, erklärt Jana. In der Modebranche sei das ähnlich: Das Generieren eines Wertes erfolgt hier in einer Art System, das für sich steht, der Modewerbung. „Im Bereich der Mode kann man sehr deutlich sehen, wie absurd das Schaffen von Wert oder das Bestimmen von Wertigkeit sein kann“, so Lena.

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Jana und Lena setzen die wertgenerierenden, ästhetischen Stilmittel der Modewerbung gekonnt in ihren Produktfotografien um. „Wir haben angefangen mit verschiedenen Mitteln zu spielen. Die Steine, die man in der Ausstellung sieht, sind an sich nicht wertvoll. Durch die Fotografien, die Inszenierung und die Settings, die wir ausgewählt haben, sprechen sie aber auf einmal die Sprache der Mode, die man von Werbefotografien her kennt.“ Die Plakattitel spiegeln deshalb diese Referenz zur Modewelt wieder: Neben dem Werks- bzw. Kollektionstitel ‘Staging Stones‘ und Diamantnamen, die aufgrund der Namensästhetik gewählt wurden, werden die typischen Modemetropolen genannt: Tokio, Paris, New York.

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Unser beeinflusstes ästhetisches Empfinden…

Wie stark unser alltäglicher Blick bereits durch die Mechanismen der Modeindustrie geprägt ist, schlüsselt die Ausstellung sehr anschaulich auf: Janas und Lenas Inszenierungen der Steine sind bewusst ansprechend gestaltet: „Die Produktfotografien sind darauf ausgelegt, den Leuten zu gefallen. Für uns ist es natürlich toll zu sehen, dass es funktioniert“, so Jana.

Zusammenfassend bleibt zu sagen: Eine rundum gelungene Ausstellung, die einem selbst vor Augen führt, dass man die Schönheit in den Dingen selbst erkunden und sich nicht durch ästhetische Inszenierungsmechanismen leiten lassen sollte: „Im Zentrum steht das paradoxe Verhältnis einer kritischen Gesellschaft, die sich (unbewusst) einer instrumentalisierenden Industrie beugt”, aus dem Beschreibungstext zur Ausstellung.

In der Facebook-Veranstaltung zu Flawless könnt ihr weitere Bilder finden!

P.S.: Das Programm im ßpace geht natürlich weiter! Am 19.2. gibt es ab 19 Uhr mit Hester und Morf Postrock und feinsten Stoner Rock auf die Ohren. Gemütlicher geht es am 27.2. zwischen 15 und 22 Uhr zu: Schaut vorbei und genießt eine paar Drinks und Musik in Wohnzimmeratmosphäre!

Flawless Kavantgarde

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