Das Kino “Die Kurbel” in der Karlsruher Innenstadt hat es schon seit Jahren nicht einfach. Trotz der tollen Lage inmitten der Stadt zwischen Shisha-Bar und App-Club wollte es nicht so recht laufen. Dabei ist das Popcorn hier erste Klasse und neben Blockbustern gibt es auch mal schönes Nischenkino, das es nie in die großen Filmpaläste schaffen würde. Deswegen hat sich der Betreiber das großartige Projekt “Zwischenraum” ausgedacht. Als ein benachbarter Friseursalon leer stand, ergab sich dadurch die Chance, etwas Neues zu erschaffen. Gemeinsam mit den HfG-Studentinnen Katharina Küster und Clara Runge wurde das Konzept für den “Zwischenraum” erarbeitet. “Wir verstehen den Zwischenraum als Ort, der Film- und Kinointeressierte auf verschiedene Arten dazu anregt, sich mit dem Medium und der Institution zu beschäftigen“, so die Betreiber. Neben der Teilnahme an der Aktion “Spiel mich!”, bei der in der ganzen Stadt Klaviere verteilt wurden, die von jedem bespielt werden durften, gab es auch Ausstellungen, Konzerte, Filmvorführungen und Diskussionsrunden.
Zum Schluss luden die Veranstalter das interdisziplinäre Netzwerk “die Anstoß e. V.” ein. Der Verein machte schon des öfteren von sich Reden unter anderem durch Werders Wohnzimmer (Ausstellungen am schönsten Platz der Stadt), den Parking Day (Umnutzung von Parkplätzen zu Spaßflächen) oder das Restaurant Day (Burger für alle in der Klotze). Der letzte Abend sollte also “die Anstoß e.V.” gehören und die ließen sich mit Programm nicht lumpen: Vernissage, drei Live-Konzerte, DJs, Drinks, Party. Und das alles mitten in der Stadt.
In Béla Meiers Ausstellung “Einunddreissig Tweets – 31 Plakate” hatte dieser sich zur Aufgabe gemacht, jeden Tag ein Poster rauszuhauen mit dem ersten Tweet, der morgens auf seinem Display erscheint. Ausgestellt sind auch die Entwürfe, die vor allem den Arbeitsprozess deutlich machen.
Oft ist es ein weiter Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Poster. “Es gab solche Tage und solche, wie es halt so ist im Leben, aber an schlechten Tagen saß ich echt bis kurz vor 18 Uhr da und hatte erst dann die erlösende Idee”. Das Projekt könnt ihr euch hier nochmal anschauen.
Doch neben nachdenklicher Grafik gab es auch ausgesprochen feine Konzerte. Das Duo “Touched by T.Lo” traf sich einst in Heilbronn, jetzt liefern sie ihr grade mal drittes Konzert ab. Geschmeidige Synthi-Lines treffen auf den entspannten Gesang der beiden. Verspielt, fluffig könnte man sagen, klingt aber wie die Beschreibung eines Hundewelpens. Also sagen wir es war gut. Auch die Neo-Soul Sängerin Betina Quest enttäuschte nicht. Sie war ohne ihr Band gekommen, doch die wurde nicht wirklich vermisst, weil Betina mit einer Loopstation Songs raushaute, die vor Soul und Groovegefühl nur so strotzten. Gute Frau. Als letzter Liveact nahm der Münsteraner Ex-Champion den Raum mit Live-Electronics auseinander. Er ließ elektronische Klänge in sein organisches Schlagzeugspiel einfließen, überkochte das noch mit fetzigen Gitarren. Irgendwo zwischen Post-Rock, Drum’n’Bass und geiles Zeug.
Um den Abend abzurunden gab es noch ganze drei DJ-Sets von “chyna”, “Makin Noise” und “Boozooks”. Gute Drinks gab es natürlich auch, mit freundlicher Unterstützung von “Nick & Nora” konnte man sich den köstlichen Basil Smash mit Kümmel hinter die Binde kippen. Die ausladende Party wurde bis 5 Uhr gefeiert. Insgesamt eine mehr als gelungene Veranstaltung. Schade nur, dass der “Zwischenraum” nun wohl seine Tore schließen muss. Auch schade, dass der Verein “die Anstoß” noch immer keine feste Adresse findet, obwohl in Karlsruhe viele Objekte einfach leerstehen. Auch in Zukunft wird es Aktionen von “die Anstoß” geben. Der treue Leser wird hier an Ort und Stelle informiert.
hi, hört sich wirklich gut an,natürlich etwas unkonventionell sowohl von den räumen, lockerheit des publikums. schade das derartige aktivitäten nicht mehr unterstützt werden, bzw ist ein langer weg durch die instanzen. die verwaltung zeichnet sich halt nicht durch kurze reaktionszeit aus, andererseits glaube ich das auch bei der abteilg kultur doch einige sitzen die unkonventionell sind. vieleicht ich auch der ansatzpunkt ” jugendliche von der strasse” ein thema, dh da geht es in richtg soziales, ua strassensozialarbeit.kann kir vorstellen das es dort unterstützung gibt.zumindest sind räume vorhanden. euer thema einfach um den sozialfaktor erweitern.
auf jeden fall viel erfolg mit den themen und der stadtnetzwerk arbeit, wobei ihr nicht in wettbewerb zur “stadtkultur” treten dürft.
mfg
wolfgang