Dark Light
Am 17. Juli 2017 hat CHA seine EP „Plastik & Gold“ rausgebracht – eine Platte, die er zu 80 Prozent selbst produziert hat und auf der Tracks zu finden sind, deren Texte zum Teil schon Jahre zuvor entstanden sind. Musik macht er schon, seit er 15 ist, doch was hat ihn dazu veranlasst, jetzt seine neue Platte rauszubringen? Was zeichnet seinen Stil und seinen Rap aus und was werden wir in Zukunft von ihm zu hören kriegen?

Am 17. Juli 2017 hat CHA seine EP „Plastik & Gold“ rausgebracht – eine Platte, die er zu 80 Prozent selbst produziert hat und auf der Tracks zu finden sind, deren Texte zum Teil schon Jahre zuvor entstanden sind. Musik macht er schon, seit er 15 ist, doch was hat ihn dazu veranlasst, jetzt seine neue Platte rauszubringen? Was zeichnet seinen Stil und seinen Rap aus und was werden wir in Zukunft von ihm zu hören kriegen?

 

Fotos von Mism & Ator, Norbert Nerdson und Sebastian Ritter.

 

Frontales Portrait von CHA. Foto von Norbert Nerdson.

 

Anfänglich hat Mario Asseyer viel mehr Reggae gehört, bevor er „zwischen Selbsttherapie und Behauptungswillen“ angefangen hat, sich mit eigenen Texten dem Rap zu widmen, da Rap für ihn die leichteste Art darstellt, sich selbst auszudrücken. So entstand der erste Text im Urlaub in der Türkei – er war jugendlich, wollte sich behaupten, eine „große Fresse haben“. Aber das Schreiben war für ihn mehr als nur das, denn „Texte schreiben war mein Ventil, um den Kopf frei zu kriegen. Während andere dafür Fußball spielen oder sich Heroin drücken (lacht), habe ich halt Rap gemacht“. Jedes Projekt, dem er sich widmet, fast sogar jeder Track, den er produziert, stellt für ihn immer wieder einen Prozess der Selbstfindung dar. Er hat nie das Gefühl, an einem Punkt zu sein, an dem er sagen kann, so möchte er es immer halten – was seine Musik so unglaublich dynamisch macht!

Vor drei Monaten hat CHA seine EP „Plastik&Gold“ rausgebracht, die der 27-Jährige zum größten Teil selbst produziert hat. Und das, obwohl er musikalisch gesehen ein Autodidakt ist, sprich er hat sich sein ganzes Wissen über die Musik und über das Produzieren von Musik selbst angeeignet. Es war ein langer Prozess, denn tatsächlich hat er viel mehr Texte geschrieben, die er aber nicht alle aufgenommen und rausgebracht hat. Ein Stück weit hat er sich selbst blockiert, weil er nie zufrieden genug war. Denn dadurch, dass er alles selbst macht – Texte schreiben, Aufnehmen, Mischen, Mastern – bieten sich viele Baustellen, an denen man sich aufhalten kann. Die man stetig weiter perfektionieren will. Zudem hat er sich während der EP-Produktion zu „Plastik&Gold“ gleichzeitig darauf konzentriert, für andere Musik zu produzieren – hauptsächlich Mischen und Mastern – wodurch er die eigenen Sachen ein wenig vernachlässigt hat. Letztendlich war aber klar, dass die Sachen rausmüssen, da es sich um Altlasten handeln, damit es weitergehen kann.

 

Das Cover von CHAs EP "Plastik&Gold"
Das Cover von CHAs EP “Plastik&Gold”. Foto von Mism & Ator.

 

Auf der EP “Plastik&Gold” gibt es auf der einen Seite Tracks, die etwas poppiger sind, da die Beats mehr digital produziert sind. Und auf der anderen Seite gibt es Tracks, deren Sound analoger ist. Viele Songs setzen sich aus diesen beiden Musikwelten zusammen und spiegeln somit den Titel des Projekts „Plastik&Gold“ wieder. Thematisch handelt es sich bei “Plastik&Gold” um eine sehr verkopfte EP, da alle Texte eine tiefere Bedeutung haben. Es handelt sich um einen Rap, bei dem man bewusst auf die Lyrics achten muss – so malt CHA in allen Tracks verbal viele Bilder, was seinem hohen lyrischen Anspruch entspricht.

Allein vom Inhaltlichen ist ihm „Energie“ der wichtigste Track. Es handelt sich hierbei um einen ganz späten Song – er ist gerade mal Wochen vor Release entstanden – dessen ruhige, melancholische Stimmung die eigentlichen Aussagen unterstützt. „Sie werden dich lieben wenn du fliegst / hassen wenn du fällst“. Obwohl der Song durch die Melancholie traurig wirkt, hat er dennoch etwas sehr Positives und Lebensbejahendes: „Mach dir selbst ein Bild / bewander diese Welt“. Es kann ganz klar gesagt werden, dass „Energie“ lyrisch unheimlich gelungen ist. Einprägsame Lyrics: „Wer ist dein Idol / auf welche Helden können wir bauen?“ – Aussagen, die nicht treffender hätten sein können: „Viel zu viele wollen dich kleinhalten {…} / manche wollen was erreichen aber zeigen kein Eifer / die größten Hürden müssen wir allein meistern“.

 

 

 

Zu „Devil’s Darling“ und zu „Boston Street“ (benannt nach dem gleichnamigen Film, von welchem zu Beginn ein Sprach-Sample zu hören ist) hat er inzwischen gemeinsam mit Immanuel Reimold Musikvideos veröffentlicht. Vor kurzem war er mit seiner Freundin Sandra an der Ostsee und das Wetter dort war ziemlich trist, wo ihnen die Idee für das Musikvideo zu „Energie“ kam. Denn der Regen würde die traurige Musik perfekt unterstreichen. Es war ein spontanes Ein-Tages-Projekt mit einfachstem Equipment – der Kamera des iPhones – doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bild und Ton, Regen und Lyrics, gehen Hand in Hand. Zu den anderen Tracks wird es keine weiteren Videos mehr geben, da CHA sich nun neuen Projekten widmen will.

 

 

 

 

So erscheint jetzt in Kürze das neue Album „Afro&Bart“, das er zusammen mit Headbud aufgenommen und produziert hat. Fast zwei Jahre waren sie damit beschäftigt und das Ergebnis ist ein unglaublich musikalisches Tape, bestehend aus zehn Tracks mit einer relativ langen Spielzeit, das unglaublich detailverliebt ist. Mal ist bisschen Reggae dabei – eine Widmung an die alten Jahre – mal ein bisschen klassischer BoomBap. Thematisch sind die Tracks sehr unterschiedlich: Einige sind weniger verkopft und tanzbarer, andere sind wiederum lyrisch sehr anspruchsvoll oder repräsentieren CHA und Headbud als Charakere – der eine „ein kleiner Dude mit ‘nem riesen Bart und  der andere ein großer Schwarzer mit ‘nem Afro“. Es ist geplant, zusammen mit Headbud und dem neuen Tape auf Tour zu gehen und sich in Karlsruhe und in der näheren Umgebung in Bars und in kleineren Locations Auftritte klarzumachen.

Auch auf Anregen von befreundeten Musikern will sich CHA in der näheren Zukunft weniger auf Alben und EPs konzentrieren, sondern tatsächlich mehr Eigengewicht auf die einzelnen Tracks legen, zu denen es dann Video-Singles geben soll. Dies hat den Vorteil, dass man pro Song mehr Zeit hat, mehr ins Detail gehen kann und viel schneller Output geben kann. Somit hat man nicht die endlos lange Zeitspanne zum Produzieren, wo man das Ergebnis dann päckchenweise liefert. Auch soundmäßig wird er in Zukunft einiges verändern, da er sich musikalisch ein Stück weit von dem befreien will, was er schon seit Jahren macht. Um neue Wege zu gehen muss er open-minded sein, um sich selbst nicht einzuschränken – wir sind gespannt, was dies für seine Musik bedeutet!

 

Weitere Infos findet Ihr in Facebook oder auf Instagram!

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