Musiklabels haben es zur Zeit nicht einfach. Wer sich da dem Markt und den Höreransprüchen (alles schnell und kostenlos) anpassen möchte, muss entweder bescheuert sein oder ein bescheuerter Idealist. Die Jungs von Hirsch Records sind auf jeden Fall zweiteres. Jedoch versteht sich das erst im Januar frisch gegründete Indie-Label auch nicht als konventionelle Plattenfirma. „Wir sind selbst eine Band, nämlich die Fatones und betreiben das Label. Wir sehen das mehr als eine Plattform. Die Bands die wir bei Hirsch Records haben, befinden sich mit uns auf Augenhöhe, was die Musik und auch die Vermarktung und den Rest angeht.“ Unter den Bands findet sich Doesn’t Rhyme With King ein Geschwisterpaar aus dem Schwarzwald – wie kann es da anders sein, als dass die Musik der beiden melancholisch, auf dem Boden geblieben, dunkel und leicht verschroben, wie durch einen grauen Zeitschleier klingt (im romantischen Sinne jetzt). „The Enshins“ sind Indie Rock’n’Roller in und um Freiburg und dort schon echte Local Heroes. Hier klingen deutlich Franz-Ferdinand-Referenzen an, dreckige Blueslicks vermengt mit unbedingter Tanzbarkeit. Man kann sich schon beim Hören die verschwitzten Körper auf einem der Livekonzerte vorstellen. Außerdem zählen The Tremolettes zu dieser illusteren Runde des Rock’n’Rolls. Die Stuttgarter warten mit Pop-Appeal und einer Hammond-Orgel auf. Ziemlich Honky-Tonky: Tunes, die aus einer Jukebox kommen könnten! Und natürlich managen die Fatones (Joachim Drums, Markus Gitarre, Adrian Bass und Patrick Gitarre ,Vox) damit auch ihre eigene Band. Hier gab es bereits ein Interview auf Kavantgarde TV mit der Band in ihrem jetzigen „Büro“ zu sehen:
Die Bands schaffen sich damit ihre eigene Grundlage für eine Existenz auf dem Musikmarkt. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Labels bei Bands an die Haustüre klopfen, einen Sack voll Geld hinstellen und sagen: „Jetzt macht halt mal ’ne coole Platte draus!“ Hirsch Records funktioniert also eher wie ein Kollektiv, ein Zusammenschluss von Bands. „Jeder arbeitet für sich und die anderen Bands. Wir pushen uns so gegenseitig.“ Konkret sieht es dann so aus, dass die vier sich zusammen in die WG-Küche (auch für ihre Partys als „Hirsch-WG“ bekannt, daher auch der Name Hirsch Records) setzen und dann jeder Aufgaben übernimmt, wie Musikclubs anschreiben, Veranstalter kontaktieren und ganze Abende und Touren planen. „Der Vorteil ist, durch Hirsch Records können wir den Veranstaltern quasi ein Komplett-Paket anbieten. Wir haben ja unsere Bands, die auch alle zusammenpassen. So können wir auch ganz easy einen ganzen Abend füllen. Für viele Veranstalter ist das natürlich attraktiver als eine einzelne Band.“ Musikalisch hängt das Label bisher an den stählernen Saiten der Gitarre. Alle Bands machen mehr oder weniger gitarrenlastige Musik, wobei das für das Label kein Ausschlusskriterium darstellt. „Wenn jemand an coolem Electro-Zeugs bastelt und es gut ist, können wir uns so was auch vorstellen.“ Die bisherige Auswahl hat sich organisch ergeben, so haben sich die Bands bei gemeinsamen Gigs die Klinken-Kabel in die Hand gegeben und gemerkt, dass man musikalisch und menschlich harmoniert.
Überall in der Wohnung stehen Gitarrenkoffer, sperriges Equipment zum Aufnehmen und sogar ein Drum-Kit. Die Jungs meinen es ernst mit ihrer Musik. In Patricks Zimmer findet sich ein ganzes Studio mit Vintage-Gitarren-Amps und schönen Spielereien, für ein Bett hat es nicht gereicht. Das Label ist noch in den absoluten Anfängen, doch die Idee ist, im Netzwerk zu agieren. Jetzt nicht wie ein BWL-Absolvent, sondern man stelle sich das so vor, dass jede Band in einer mehr oder weniger großen Metropole (Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart) Kontakte herstellt und so einen Austausch der Bands unter den verschiedenen Städten ermöglicht. Die Jungs befinden sich jetzt in einer Phase ihres Lebens, in der es heißt: „Entweder du lässt die Musik als ein Hobby verglühen oder du packst den ranzigen Bandbus und probierst alles, was geht!“ Für die Fatones stellt sich die Frage gar nicht. Alle sind sie heiß darauf zu spielen, zu reisen und ihre Musik an den Mann zu bringen. So wurde auch die WG schon öfters zum Proberaum oder Studio umfunktioniert. Ärger mit den Nachbarn habe es noch nie gegeben, außer mit dem wütenden Glatzkopf, der sei mittlerweile aber ausgezogen. Wenn die musiktheoretischen Auseinandersetzungen in Bierseligkeit mal doch zu viel werden, schaltet sich die WG-Mama Maike ein ( die auch genre mal bei den Bookings aushilft) und erklärt den Studenten, dass es auch Menschen mit einem Job gibt. Zur Zeit schrauben sie in Bruchsal mit dem Produzenten Paddy Bohr an ihrer ersten EP. Da sich das hinzieht (Release ist erst im Sommer geplant) und die Spannung auf die neuen Songs der Band so groß ist, wird kurzerhand beschlossen einen der Songs exklusiv für euch zu performen. Allseitige Zustimmung. Bier, Gitarrenkoffer, Zigaretten und Sticks werden in den Bus geschleppt und es geht in den Proberaum im Tempel.
Was für ein Prachtexemplar von einem Proberaum, dieser verfügt sogar über eine Bühne, riecht nicht mal nach toter Katze und ist schick und großzügig geschnitten. Die Jungs spielen für Kavantgarde und euch den „Hooksong“. Hört rein und überzeugt euch von ihren ungekünstelten Live-Qualitäten. Bei dieser Band und diesem Label sollte man unbedingt am Ball bleiben, hier wird sicher noch einiges gehen:
Für mehr Infos zum Label: http://www.hirschrecords.de/
zu den Fatones: http://www.fatones.de/
zu Doesnt Rhyme with King: https://soundcloud.com/drwking
zu The Tremolettes: http://www.thetremolettes.com/
zu The Enshins: https://www.enshins.de
Hier noch einige Hörbeispiele aus dem Repertoire des Labels, welches für hörenswert erachtet wurden:
Doesnt Rhyme with King:
The Enshins:
The Tremolettes:
Ihr seid Klasse, soetwas suche ich schon lange Schaut mal auf lisa-martin.info neue Homepage kommt ende Oktober. Ich habe eine schöne Ballade, möchte gerne live Instrumente drauf haben, und nicht vom Computer. LG Lisa