Big Bait Records aus Karlsruhe hat in den letzten Jahren mit innovativen Releases von sich reden gemacht. Das Label verfolgt ein ganz eigenes, groove-orientiertes Konzept von House, was spätestens seit Glenn Astro’s Colored Sands (bigbait008) von internationalem Erfolg gekrönt ist. Neben Rick Wade, Portable oder Jenifa Mayanja waren dabei auch immer wieder Tracks und Remixes von Labelgründer Peter Clamat im Release-Portolio.
Mit der “Catch ‘n’ Release” veröffentlicht Peter Clamat jetzt seine erste Solo EP seit 2011- ein extrem warmes souliges Meisterstück, sprühend vor Energie und vollbepackt mit erfrischenden Grooves. Future Cannibals und Clubs and Feedings sind Petes Auseinandersetzung mit seinen Wurzeln. Schon früh hatte er über die Plattensammlung seiner Eltern Kontakt mit dem Tanzfächensound der 70er. Gekonnt transportiert er die Energie auf die Tanzflächen von heute, und reduziert sich dabei kompositorisch keinenfalls auf das einfache anenanderreihen von gesampleten Loops: Future Cannibals und Clubs and Feedings sind keine Re-Edits, es sind Neukompositionen. Im Gegensatz dazu bewegen sich Disqualified u n d Unhooked Strokes ausschliesslich in der Gegenwart. Disqualified ist eine Reminiszenz an den Hip-Hop Antihelden “Sensational”. Mit entwaffnender Einfachheit spinnt Peter einen genialen Killer-Groove-Track aus wenigen Einzelspuren. Unhooked Strokes ist mit Sicherheit das energetischste Teil auf der Platte. Spätestens mit Einsetzen der wobbeligen Juno-Chords verspürt man das unwiderstehliche Bedürfnis zu springen.
Gekonnt und stilsicher bewegt sich Shuffle-Don Peter Clamat mit seinem Sound zwischen 70er Disco-Funk und zeitgenössischer House Music. Auf der Catch ‘n’ Release EP präsentiert er vier shufflige Tracks die alles andere als straight nach vorne gehen: Sie gehen in die Tiefe.
Release Überblick:
Künstler: Peter Clamat
EP Titel: Catch ‘n’ Release
Label: Big Bait Records
Kat-No.: bigbait017
Medium: Vinyl EP, 12inch
Genre: Disco House, Deep House, Slow House, Funky House
Gesamtspielzeit: 19:19 min. (4 Tracks)
Veröffentlichung: 23.06.14
Vertrieb: Diamonds & Pearls
Was hat Dich dazu inspiriert, Musik zu machen?
Als ich vier war, wollte ich Dirigent werden. In meiner Kindheit spielte ich zunächst Blockflöte, dann Klavier, aber das reproduzieren der Kompositionen anderer Leute verschaffte mir absolut keine Befriedigung. Wieso irgendwas aufwendig spielen lernen, wenn man einfach eine Kassette oder CD mit meisterhaften Aufnahmen abspielen kann? Als ich 14 war hatte ich dann erstmals Kontakt zu elektronischer Musik. Shuffliger House und Drum & Bass haben mich stark beeinflusst. Ich fing an aufzulegen. Ziemlich bald hab ich dann gemerkt, dass mich das Auflegen kreativ ziemlich stark einschränkt und ich eigentlich lieber meine eigenen Tracks produzieren wollte. Als ich schliesslich 18 war hatte ich genug Geld gespart um mir einen Synthie, einen Sampler und einen alten Atari ST zu kaufen – und so hat das alles angefangen.
Was sind Deine wichtigsten musikalischen Einflüsse?
Da gibt es viele, zu viele Einflüsse um sie alle aufzuzählen. Am Anfang waren da sicher die alten Soul und Disco Platten meiner Eltern, in den 90ern dann z.B. Sachen wie die “Future Sound of Jazz” Compilations von Compost Records und natürlich die fetten Releases, die auf Versatile oder Roulé rauskamen. Ich sag nur I-Cube, Pepe Bradock oder Motorbass. Die Motorbass ist übrigens immer noch ein must have in meiner Plattentasche, nach wie vor ein zeitloses Teil. Momentan bin ich großer Fan von Max Graef, Steffen Baldo und Glenn Astro. Klar gibt es noch zig andere die man nennen kann, aber die Drei stehen grade ganz oben auf der Liste.
Wie stark ist der Einfluss anderer Musik auf Deine Arbeit? Was bedeutet House Music für Dich?
Ich habe nie versucht, äussere Einflüsse aus meiner Musik rauszuhalten. Vielmehr denke ich da mit Marcel Duchamp, der den Künstler als Medium gesehen hat, das aus den vielen Eindrücken und Einflüssen, die uns die Realität bietet die für ihn wichtigen herausfiltert und sie in der Kunst zu einer mehr oder weniger verständlichen Essenz ausdestilliert. House ist ein schwammiger Begriff, eine Schublade, die hauptsächlich dazu dient, in den Plattenläden eine gewisse Ordnung reinzubringen, was aber nicht unbedingt der Musik gerecht wird. Für das was ich mache gibt es keine genaue Stilbezeichung. Manche sagen IDM, andere Shuffle-House, wieder andere Slowhouse oder was auch immer. Mit dem was heute in den Deep-House Kategorien einsortiert wird, kann ich mich jedenfalls nicht oder nur zu einem sehr geringen Prozentsatz identifizieren.
In den 1990ern hab ich davon geträumt, dass all der ganze belanglose Mist irgendwann mal verschwindet und alle House Music deepes, shuffliges, profundes Zeug ist. Das Gegenteil ist eingetreten. Wenn ich heute durch die Neuerscheinungen blättere muss ich mir manchmal 100 Platten anhören um eine vernünftige zu finden. Im digitalen Bereich ist das ja noch schlimmer.
Kannst Du uns noch etwas zur Catch ‘n’ Release EP erzählen?
Die Catch ‘n’ Release EP ist ein ausgewogenes Destillat der letzten sechs Monate Studioarbeit. Ich hab mir Zeit gelassen, die Sachen reifen zu lassen, immer wieder reingehört bevor ich letztlich die Auswahl für den Release getroffen hab. Mit der endgültigen Zusammenstellung bin ich ziemlich glücklich. Auf der einen Seite beleuchtet es meine Auseinandersetzung mit Disco, die ich in den letzten 6 Monaten intensiviert hab, auf der anderen haben es zwei Tracks drauf geschafft, die völlig frei, ohne Kristallisationskern entstanden sind. Das spiegelt auch grade meine zwei “Forschungsgebiete” wider. Alles in allem ein repräsentativer Querschnitt durch mein aktuelles Schaffen.
bigbaitrecords.com
soundcloud.com/big-bait-records
facebook.com/bigbaitrecords