Dark Light
Die Karlsruher Singer-Songwriterin Liv veröffentlicht am 30. Mai 2014 ihr erstes Album „Build my own world“ auf ZeitART (O-Tone/Soulfood). Die studierte Sängerin und Violinistin zaubert einen nordisch angehauchten, gefühlvollen Sound auf die Bühne und auf CD. Liv macht Musik von Herzen und wird scheinbar mühelos einem internationalen Niveau gerecht. KAVANTGARDE traf die Deutsch-Norwegerin zum Interview.

Die Karlsruher Singer-Songwriterin Liv veröffentlicht am 30. Mai 2014 ihr erstes Album „Build my own world“ auf ZeitART (O-Tone/Soulfood). Die studierte Sängerin und Violinistin zaubert einen nordisch angehauchten, gefühlvollen Sound auf die Bühne und auf CD. Liv macht Musik von Herzen und wird scheinbar mühelos einem internationalen Niveau gerecht. KAVANTGARDE traf die Deutsch-Norwegerin zum Interview.

KAVANTGARDE: Das Release deines ersten Albums steht bevor, wie fühlst du dich?
Liv: Ich find’s voll spannend, voll toll, dass es endlich rauskommt. Es hat so lange gedauert, jetzt ist es soweit, es fühlt sich super an.

KAVANTGARDE: Wie lange hat es gedauert, das Album einzuspielen?
Liv: Der ganze Prozess hat sich ziemlich gezogen, weil ich das Album in Karlsruhe aufgenommen habe, aber zu der Zeit in New York Gesang studiert habe. Also konnte ich nur in den Semesterferien, oder wenn ich sonst hier war, etwas aufnehmen. Teilweise hatte ich auch nur eine Woche Zeit und konnte das Album also nur peu à peu einspielen.

KAVANTGARDE: Jetzt bist du aber mit dem Studium fertig und kannst ganz offiziell singen?
Liv: Ja, jetzt bin ich wieder hier und habe den Schein. (lacht)

KAVANTGARDE: Wie ist das so, wenn man von New York zurück nach Karlsruhe zieht? Liv: Die meisten sagen, wenn sie nach New York kommen, haben sie eine Art Kulturschock. Bei mir war es andersrum, ich kam in New York an und habe mich sofort wohlgefühlt. Seit zwei Jahren bin ich wieder hier, musste mich am Anfang aber echt erst mal wieder eingewöhnen.

KAVANTGARDE: Das ist ja jetzt dein erstes Album. Man sagt, für das erste Album hat man ein ganzes Leben Zeit. Wie und wann sind deine Songs entstanden?
Liv: Ich kam eigentlich durch Zufall nach Karlsruhe, weil ich hier einen Studienplatz als Geigenspielerin bekommen hatte. Was an der Hochschule das Tolle war: In jedem Zimmer stand ein Flügel – also setzte ich mich einfach hin und komponierte. So entstanden die ersten Stücke. Ich hatte eigentlich nie vor ein Album zu machen, das Album kam erst zehn Jahre nachdem ich schon viele Songs geschrieben hatte. Als ich mich dann entschieden hatte, ein Album aufzunehmen, kamen noch weitere Songs hinzu. Das sind vor allem Stücke, die meine Stimmung aus New York transportieren.

KAVANTGARDE: Welche Instrumente spielst du?
Liv: Klavier, Gitarre und Geige sind meine Hauptinstrumente. Auf der Bühne kommen dann noch kleinere Instrumente wie die Melodica oder ein Glockenspiel dazu.

KAVANTGARDE: Das Album hast du mit einer Band aufgenommen, wie war das?
Liv: Ich habe viele Instrumente für das Album selbst eingespielt, die Gitarre übernahm mein Produzent Rolf Ableiter. Es sind keine Live-Aufnahmen, wir haben also nach und nach Musiker eingeladen und die einzelnen Instrumental-Spuren eingespielt. Mittlerweile haben wir aber eine eingespielte Live-Band und denken auch schon über das zweite Album nach.

KAVANTGARDE: Kaufst du dir dein Album, wenn du es dann im Laden stehen siehst?
Liv: (lacht) Nein, mir reicht die Befriedigung, dass es da steht.

KAVANTGARDE: Bei welchem Label bist du denn unter Vertrag?
Liv: Ich bin bei einem kleinen Singer-Songwriter-Label, das heißt Zeit-Art. Die arbeiten aber eng mit meiner Booking-Agentur O-Tone zusammen, die neben dem Booking auch den Verlag übernehmen.

KAVANTGARDE: Das ist alles ganz schön kompliziert, oder?
Liv: Oh ja, ich bin total happy, dass ich jetzt ein Label und eine Promo- und Booking- Agentur habe. Das ist wirklich eine Erleichterung, früher musste ich das alles selbst machen.

tumblr_inline_n4u3d1Y8EC1ry6src

KAVANTGARDE: Welche Künstler haben dich inspiriert?
Liv: Ich bin ja halb Norwegerin, deswegen komme ich auch ein Stück weit von der skandinavischen Seite, diese Klänge faszinieren mich einfach. Da ist einerseits Emiliana Torrini, oder auch Kings of Convenience, ich liebe es, wenn zwei Gitarren zusammenspielen. Und natürlich ist da auch noch Björk, auch wenn man das vielleicht nicht sofort raus hört.

KAVANTGARDE: Ich kenne ja ziemliche viele Bands aus Island, aus Schweden, aus Finnland, diese ganzen Metal-Bands – was kommt denn aus Norwegen?
Liv: Aus Norwegen kommen viele Jazz-Sänger und -Sängerinnen, genauso wie viele Künstler dort norwegischen Folk machen. Auch Metal gibt es in Norwegen wohl viel, das ist aber gar nicht so meine Musikrichtung.

KAVANTGARDE: Sprichst du denn auch Norwegisch, sogar fließend?
Liv: Ja.

KAVANTGARDE: Und warum hast du dich entschieden Englisch zu schreiben und nicht Deutsch oder Norwegisch?
Liv: Ich möchte gerne, dass meine Texte ein Geheimnis in sich tragen, sie sollen etwas Mystisches haben. Es ist quasi Prosa, die ich da vortrage. Auf Deutsch wäre es mir einfach zu direkt und im Norwegischen bin ich dafür nicht fit genug. Wenn man auf Englisch Gefühle ausdrückt, das klingt doch auch irgendwie schöner. Das geschah einfach aus meinem Gefühl heraus. Mein erster Songtext war allerdings auf Deutsch, zumindest bis ich ihn auf Englisch übersetzt habe. (lacht)

KAVANTGARDE: Mittlerweile gibt es ja doch wieder viele deutschsprachige, gute Acts…
Liv: Ja, das stimmt, es ist ja schon fast zum Massenphänomen geworden.

KAVANTGARDE: Gibt es denn auch Bands aus Deutschland, die dich inspiriert haben?
Liv: Das ist eine sehr gute Frage. (lacht) Naja, Maxim fasziniert mich gerade, das ist ein super Typ, das ist ein ganz, ganz fantastischer Musiker. Max Prosa finde ich auch interessant. Me And My Drummer, das ist eine geniale Band. Tim Neuhaus ist ein super Typ, macht klasse Musik, singt aber auch auf Englisch. Kat Frankie ist jetzt zwar keine Deutsche, aber vielleicht lässt du sie mich ja jetzt einmal mitzählen. Und da gibt es noch viele andere Künstler, die mich faszinieren. Wenn ich in Berlin wohnen würde, würde ich bestimmt mehrere kleinere Künstler kennen, die mich beeinflussen.

KAVANTGARDE: Jetzt sagst du “wenn ich in Berlin wohnen würde”, warum wohnst du denn dann in Karlsruhe?
Liv: Nachdem ich mich ein paar Jahre durch New York gekämpft hatte, wollte ich erst einmal wieder ankommen, ich wollte einfach da sein und loslegen. Meine Band ist hier, ich unterrichte hier an der Musikhochschule, mein ganzes Netzwerk war sofort da. Außerdem kann ich das, was ich machen will (produzieren, komponieren, mit meiner Musik touren usw.) an jedem Ort der Welt machen, es muss nicht Berlin sein.

KAVANTGARDE: Machst du nach dem Release jetzt erstmal noch eine Tour?
Liv: Ja, die Tour kommt noch, das braucht aber noch ein bisschen Vorlaufzeit. Es kommen zwar noch ein paar Konzerte dieses Jahr, aber eine Clubtour ist dann erst fürs Frühjahr 2015 geplant. Die Vorbereitungen für das zweite Album laufen derweil aber schon und ich bin ab Herbst wieder im Studio. Das muss ja alles immer parallel laufen, sonst gehen Jahre ins Land. Das wird ziemlich spannend, weil sich der Sound schon sehr geändert hat.

KAVANTGARDE: Wie kam es dazu?
Liv: Es liegt irgendwie an mir, ich habe mich irgendwie verändert. Ich möchte gar nicht mehr dieses Leichte, stark Gefühlvolle, sondern es wird etwas rockiger, geht eher in Richtung Indie, und ich werde selbst Gitarre spielen, das mache ich derzeit ja noch nicht bei allen Songs.

KAVANTGARDE: Mir haben viele Künstler erzählt, dass es seltsam für sie ist, wenn sie auf der Bühne kein Instrument in der Hand haben und “nur” singen.
Liv: Bei mir war das eher andersrum, ich habe ja eigentlich mit der Geige auf der Bühne angefangen, dann war ich Sängerin und jetzt fange ich an, mich selbst beim Singen zu begleiten, auch um alleine auftreten zu können, das ist schon wieder eine Umstellung für mich gewesen.

KAVANTGARDE: Du hast ja noch andere Einnahmequellen, wenn du z.B. an der Hochschule unterrichtest. Was erwartest du dir denn finanziell von der VÖ?
Liv: Heutzutage kann man ja eigentlich gar nicht mehr nur von Plattenverkäufen. Musiker zu sein ist ein toller Beruf, ich kann mir vielleicht kein Haus kaufen, aber dafür habe ich eine Aufgabe, das finde ich schon toll.

KAVANTGARDE: Hast du denn schon Fans? Also wirklich solche Leute, die öfter kommen, die dir vielleicht sogar ein bisschen nachreisen?
Liv: Ja, die gibt es, ich bekomme mittlerweile sogar Fanbriefe. Die wollen dann ein Autogramm oder so, dabei habe ich gar keine Autogrammkarten, deswegen schicke ich jetzt erst mal einen unterschriebenen Flyer.

KAVANTGARDE: Wie findest du das?
Liv: (überlegt lange) Ich finde das gut.

KAVANTGARDE: Ist das nicht auch ein wenig beängstigend?
Liv: Das Schöne überwiegt schon. Wenn ich aber irgendwo privat bin und dann auf einmal fotografiert werde, da kann es schon sein, dass ich dem mal meine Meinung geige.

KAVANTGARDE: Ich denke ja, dass schon bei jedem, der auf der Bühne steht, auch ein gewisses Maß an Rampensau drinstecken muss. Wie ist das bei dir?
Liv: Ja, schon, das pusht mich schon total, auf der Bühne zu stehen. Es entstehen solche zauberhaften Momente, wenn die kollektive Aufmerksamkeit auf einen gerichtet ist und dann legt man plötzlich ein Geigensolo hin, das ich für mich allein nie hätte spielen können. Früher war ich immer sehr aufgeregt, mittlerweile ist es aber schon besser geworden. Auf der Bühne denkt man einfach an gar nichts anderes, man ist irgendwo ausgeliefert, man muss jetzt abliefern, kann darin aber alles loslassen.

KAVANTGARDE: Liv ich danke dir für das schöne Interview und wünsche dir ganz, ganz viel Erfolg.
Liv: Danke dir auch, es hat mich sehr gefreut. Deinetwegen will ich jetzt auf jeden Fall mal einen deutschen Song schreiben!
KAVANTGARDE: Ich bin gespannt!

Links:
http://www.listentoliv.com/
http://www.zeitart-music.com/liv-1.html
https://www.youtube.com/user/listentoliv
http://facebook.com/listentoliv
https://soundcloud.com/listentoliv

3 comments
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert