Dark Light
Er ist sicherlich kein Neuling im Geschäft, 2XC steht schon seit Jahren hinter den Mixern. Bei dem diesjährigen Contest überzeugte der in Kassel geboren DJ vor allem durch sein Handwerk. Übergänge, Selection, Handwerk hier schien einfach alles zu passen und so holte er sich den Sieg in den Kategorie Urban und setzte sich gegen HD Somalia durch. Wir haben uns mit dem DJ über Vinyl, Clubs und den neusten Scheiß unterhalten.

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Er ist sicherlich kein Neuling im Geschäft, 2XC steht schon seit Jahren hinter den Mixern. Bei dem diesjährigen Contest überzeugte der in Kassel geboren DJ vor allem durch sein Handwerk. Übergänge, Selection, Handwerk hier schien einfach alles zu passen und so holte er sich den Sieg in den Kategorie Urbanbeim diesjährigen “Enter The Club Contest” und setzte sich gegen HD Somalia durch. Wir haben uns mit dem DJ über Vinyl, Clubs und den neusten Scheiß unterhalten.

Hi Chris, herzlichen Glückwunsch erstmal. Was hat dich letztlich dazu bewegt, bei dem Contest “Enter The Club” mitzumachen?

Ich habe gedacht, da gibt es einen DJ-Contest, du verstehst dich selbst als DJ, da machst du mit. Ich habe mich auch ganz gut dabei gefühlt, habe absolviert, was ich machen wollte. Und ich denke es ist auch ganz gut angekommen.

Hast du dir die anderen Teilnehmer in deiner Kategorie angehört?

Ich hab mir die Sachen angehört, aber auch wieder komplett vergessen. Soll jetzt kein Diss sein. Ich habe gehört, da sind Leute mit Musikgeschmack, die haben aber Musik aneinandergereiht. Da habe ich wenig Arbeit rausgehört.

Wie nimmst du die Stadt Karlsruhe wahr?

Ich bin schon seit 2007 in Karlsruhe. Ich unterhalte mich da oft mit meiner Frau darüber. Ich kam damals in eine Stadt, die funktioniert hat, die eine funktionierende Infrastruktur hatte. Da konnte man drüber sagen was man wollte, ob hässlich oder schön. Es gab damals wahrscheinlich wenige Plätze, die wirklich schön waren, aber die Infrastruktur hat einfach funktioniert. Seit dem hat sich vieles verändert, auch durch die ganzen Off-Spaces, was ich positiv aufnehme.

Wann hast du angefangen, dich mehr für Musik zu interessieren?

Das liegt schon wirklich lange zurück. 1996, 97 habe ich meine ersten eigenen Technics bekommen. Neben den damaligen Rap-Neuerscheinungen habe ich zu der Zeit viel Kraftwerk gehört, und Chemical Brothers. Ich stand damals unheimlich auf Electro Funk: Afrika Bambaataa, Herbie Hancock. Ich fand alles cool, was cool war. Jahre vorher, bei “Rockit” sind Sachen passiert wie die Scratches von Grandmixer DST, die mich komplett abgeholt haben. Mixtapes gab es aus dem Club aus Kassel, wo ich geboren bin, der hieß “World”. Da lief eine ziemlich gute Mischung. Mein Onkel hat mich mit diesen Tapes versorgt, auf denen hauptsächlich Electro Funk zu hören war.

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Und da hast du dann angefangen aufzulegen?

Ich war früher immer der Jüngste und meine älteren Freunde sind damals schon weggegangen, da haben die es aus erster Hand mitbekommen, ich habe das quasi erst “Secondhand” mitgekriegt. Die haben sich dann so Technics-Nachbauten geholt und haben versucht selbst Sachen an den Start zu kriegen, das fand ich geil. Ein Freund von mir hatte damals gut Geld und hat sich alles gekauft. Ich hab dann immer seine neuesten Platten-Hauls mitbekommen. Wir haben eine Zeit lang zusammen Welle gemacht und hatten sozusagen einen gemeinsamen Fundus.

Und wie ist das dann, wenn man sich trennt? Wer kriegt welche Platten? Ich stelle mir das schlimmer als eine Scheidung vor.

Wir haben uns dann tatsächlich irgendwann getrennt. Die Platten waren schon immer seine, zum größten Teil. Ich war eher ein Nutznießer. Ich kannte die sehr gut und hatte viele davon abgeklebt, wo die besten Einstiege oder Breaks sind.

Kaufst du noch Vinyl?

Klar, das ist auch schön. Ich habe auch gerade bei Müller eine Beastie-Boy-Platte gekauft, ein Best-of, und ich war einfach nur glücklich, weil nur geile Songs drauf waren. Also eigentlich total blöd, ich hätte mir früher auch nicht träumen lassen, dass ich im Drogerie-Markt Platten kaufen kann, total absurd.

Wie siehst du denn den noch anhaltenden Vinyl-Trend? Zum diesjährigen Record-Store-Day wurden ja viele Kritiker-Stimmen laut, die sagten, dass die großen Labels den Markt kapern, die Reissues die Presswerke blockieren etc.

Das ist ja wie beim Auto, du kannst dir jedes Auto kaufen, das du willst, du brauchst halt nur das Geld dazu. Das ist für mich einfach ein Benefit unserer heutigen Zeit. Wer bin ich, da was dagegen sagen zu können. Was ich eher nicht verstehe, ist dieser Dogmatismus, was Vinyl im Gegensatz zu Traktor und Co. Angeht. Frei nach dem Motto: „Egal, was Du machst, Du benutzt Vinyl und das macht es gut und besonders. Und dann sehe ich, was so mancher mit Vinyl macht und muss mir ins Fäustchen lachen.

Ist dir das ganz egal, ob jemand mit Sync-Button auflegt und es sich damit einfach macht?

Ich habe es selbst mal mit diesem Sync-Button, aus Spaß, probiert und das Ganze funktioniert nur bei straighten Sachen wie House oder Techno. Wenn du jetzt z.B. so ein wonky Teil hast, dann wird das nie mit einem Sync-Button funktionieren.

Was war für dich die schwierigste Lektion beim Auflegen, die du gelernt hast?

Du musst mit Gefühl dabei sein! Wenn du es nicht fühlst, den Track nicht fühlst, dann wird es nichts. Ich habe das selbst manchmal wenn ich nicht drin bin im Track, dann verkacke ich’s. Es geht einfach um diesen Groove, da rhythmisch mit drin zu sein, das ist alles.

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Wie hat sich die Club- und DJ-Szene in Karlsruhe in den letzten Jahren entwickelt?

Leute hören auf, werden älter, bekommen Kinder. Bei mir ist es jetzt nicht so, dass ich, seit ich Vater bin, den Impuls habe, damit aufzuhören. Von 2007 bis 2010 gab es diesen Electro-Hype, da ging gefühlt nichts anderes. Danach wurde Boombap-Rap durch den Wolf gedreht.

Ist das nicht immer so ein Problem, sobald der eigene Fetisch Trend wird, distanziert man sich davon?

Ja das ist immer ein bisschen ein Problem. Mir geht’s da um ein ganzes Gefühl, das verkauft wird. Du gehst durch die Stadt und siehst überall die Chicago Bulls Trikots, die 1994 total der Shit waren. Wir haben uns damals noch wirklich die Spiele reingezogen. Heute ist das nur noch ein Mode-Abklatsch. Und heute gibt es diese “Back-to-the-Oldschool-Partys”.

Hattest du in den letzten Jahren eine unglaubliche Partyerfahrung, die du lange in Erinnerung behalten wirst?

Das gab es des Öfteren in der HfG. Das ist halt einfach ein anderer Raum, obwohl Partys dort eigentlich verboten sind. Da gab es so kleine abgefahrene Sachen oder auch Partys, die einen großen Zulauf hatten und dann emotional richtig explodiert sind.

In der HfG bleibt man aber auch ein Stück weit gerne unter sich oder?

Es gab mal diese großen Erstsemsterpartys, da gab es immer schlechte Erfahrungen mit externen Besuchern. Da war die HfG oft wie ein rechtsleerer Raum, deswegen ist es manchmal mit Diebstählen ausgeartet. Ein Stück weit ist es auch sicherlich der Exklusivität geschuldet, klar. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals auf einer AK-Party war, würde aber auch gerne mal da spielen.

Und da legst du dann am liebsten auf?

Am liebsten lege ich auf ohne jegliches Label, ohne jegliche Zugehörigkeit zu einem Musikgenre. Das kann man eben am besten auf solchen Kunst-Veranstaltungen machen.

Hat sich der Hörer in den letzten Jahren verändert?

Ja klar, der Rezipient hat sich deutlich verändert. Die Leute sind alle Experten geworden. Alle haben einen Rechner, Internet, iTunes. Du hast alles zuhause und die Kontrolle darüber. Ich glaube diese Einstellung nimmt man mit in den Club und dieser Musikdurst soll dann möglichst schnell auch im Club gestillt werden.

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Kommen da oft Leute zu dir und sagen spiel das mal?

Das Krasseste war, neulich kam jemand, der wollte dass ich etwas spiele, und hat mir dann, als ich gesagt habe dass ich das nicht habe, angeboten, es mir runterzuladen. Der hat mir sein Handy vor die Nase gehalten. Die Leute denken immer das sei Spaß, und natürlich ist es auch Spaß, aber es ist eben auch Arbeit, auch wenn ich dabei eine Zigarette rauchen oder ein Bier trinken kann. Ich versuche etwas zustande zu bringen. Das macht es oft ganz schön müßig.

Hast du da eine spezielle Strategie, um mit solchen Wünschen umzugehen?

Es ist ja nicht immer total abstrus. Oft ist es so, dass ich sage, ja geil das ist auch mein Geschmack, das spiele ich vielleicht, aber nicht jetzt. Früher waren die DJs die Musikexperten. Die kannten die Namen und Titel. Heute scheinen sehr viele Leute mit Selbstverständnis davon auszugehen, ihre persönliche Musiksammlung befände sich auch exakt auf dem Laptop des DJs.

Was ist denn DJing heute noch mit den ganzen technischen Möglichkeiten?

Da kann ich dir mal DJ Craze ans Herz legen. Es geht letztlich um die Auswahl, das ist der Großteil der Arbeit, den keiner sieht. Craze hat mal einen geilen Satz rausgehauen. Der hat gesagt: “Ich kann mir den Scheiß, den ihr könnt, innerhalb von einer Stunde mit Youtubevideos beibringen, aber ihr werdet niemals den Scheiß können, den ich kann.” Das fand ich gut, das ist eine Ansage und eine Aussage.

Was muss ein guter DJ deiner Meinung nach mitbringen?

Natürlich Originalität. Man sollte in ihm etwas finden, das man sonst sucht. Gewisse Anknüpfungspunkte zu Sachen, die man kennt. Du kannst nicht erwarten, dass jemand mit etwas ganz Neuem kommt. Und natürlich eine gewisse Dedication und einen Bezugspunkt, also auch gedanklich.

Wer ist dir in letzter Zeit als Newcomer positiv aufgefallen?

Also deutschsprachig ist das Crack Ignaz und englischsprachig ist das Waldo. Die hör ich einfach gerne. Gute Beatauswahl, gute Stimme und guter Swag.

Vielen Dank für das Interview und viel Glück in Zukunft!

Links:

Hört hier den Mix der 2XC ins Finale brachte

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Soundcloud

Finalisten

Fotos: Typxtatse, vielen Dank dafür!

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