Jonas Huck haben wir über seine SoundCloud Seite gefunden. Obwohl ihn hier in der Stadt als Musiker kaum jemand kennt, hat der Karlsruher eine große Followerzahl und ziemlich interessante Tracks vorzuweisen. „from ether“ nennt er sich, und in seinen Liedern hört man mal Rock, mal Drum’n’Bass und mal Indie. Wir haben nachgefragt und erfahren, was hinter from ether steckt, bei welchen Musikprojekten Jonas sonst noch am Start ist und was er über Karlsruhe denkt.
Wir von Kavantgarde haben dich ja über SoundCloud entdeckt, aber ich glaube allgemein kennt man dich hier in Karlsruhe noch nicht so gut. Beschreib doch mal, für die die dich noch nicht kennen – was machst du für Musik?
Gleich die schwierigste Frage zum Start! Vorweg, ich habe mich nie auf einen Ort konzentriert, da ich kein Live-Musiker bin. Ich sehe mich eher wie einen Autor, dem es nur darum geht, seine Ideen zu Papier zu bringen. Meine Ideen entstehen beim Aufnehmen. Da Musik im Gegensatz zu Sprache weltweit verstanden wird, wollte ich mich nie auf ein Land oder einen Ort beschränken. Auch wenn es mir schwer fällt meine Musik einem Genre zuzuordnen, passt sie wohl am besten in den Indie und Alternative Rock Bereich. Im Mittelpunkt stehen eingängige Melodien und unkonventionelle Songstrukturen. Instrumentiert durch einen Mix aus Gitarren, Drums, Synthesizern und Gesang versuche ich klassische Instrumente mit elektronischen Elementen zu verbinden. Dabei ist es mir wichtig, dass man nie weiß, was einen erwartet. Ich versuche mich mit jedem Track neu zu erfinden und gleichzeitig nicht zu sehr abzudriften.
Spielst du die Instrumente für deine Songs alle selbst?
Die Gitarren sind alle selbst eingespielt, die Pianos teilweise auch. Drums, Bass und Synthies programmiere ich dazu. Ich spiele zwar alle Instrumente, aber ich habe in meinem kleinen Heimstudio nicht die Möglichkeiten und würde beispielsweise die Drums auch niemals in dieser Qualität aufgenommen bekommen. So hab ich meinen Weg gefunden, trotzdem alles so gut und natürlich klingen zu lassen wie möglich und dennoch alles selbst machen zu können. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass meine Art aufzunehmen kaum Krach macht, was mir sehr hilft, da ich nicht im Studio aufnehme.
Und die Musik produzierst du für verschiedene Projekte oder Bands, richtig? Welche gibt’s da?
Vor circa drei Jahren habe ich per Zufall ein paar Lyricists aus San Diego über SoundCloud kennengelernt. Wir haben zusammen einen Hip-Hop Track aufgenommen. Ich habe das Instrumental produziert und sie die Vocals. Das hat so gut geklappt, dass wir einfach immer weiter gemacht haben. Es kamen immer mehr Lyricists und ein Feature (Bonnie Rabson aus Kanada) dazu, und unsere Ambitionen wurden immer größer. Das war auch der Punkt an dem mir klar wurde, dass Musik einen weit höheren Stellenwert für mich hat, als ich bisher dachte, und plötzlich wurde die ganze Sache spannend und hat eine riesige Energie erzeugt. Wir heißen attaccan sccrolls und unser Debut Album ist am 1.7. rausgekommen. Begonnen habe ich unter dem Alter Ego BartoRec, da habe ich viel ausprobiert, jedoch ohne klares Konzept. Vor etwa einem Jahr habe ich mein Solo Projekt “from ether” aus dem Genre Wirrwarr herausgelöst und bin sehr glücklich damit. Nebenbei existiert noch mein Piano Kompositions-Projekt “Polar Looming”. Momentan habe ich aber einfach keine Zeit dafür.
Das klingt tatsächlich sehr spannend! Hast du die Dudes schonmal getroffen, also arbeitet ihr auch mal am gleichen Ort zusammen oder macht ihr das alles übers Internet?
Mit dem Beginn unseres ersten Tracks hat sich schnell eine tiefe Freundschaft mit Matt, über den der Kontakt zu Stande kam, entwickelt. Wir haben lange Mails über unsere musikalische Herkunft, Weltanschauung und alles Mögliche geschrieben. Trotz des Altersunterschieds, der Entfernung und der unterschiedlichen Kultur haben wir uns verstanden wie Brüder. Ich war gerade fertig mit meiner Bachelorarbeit und habe spontan ein Ticket nach San Diego gebucht. Drei Wochen habe ich dort bei Matt und den anderen verbracht und schon am ersten Abend habe ich gemerkt, dass wir uns genauso gut wie in den Mails verstehen. Während dieser Zeit ist unter anderem unser Track “walking” entstanden. Zum Jahreswechsel auf 2016 war ich das zweite Mal in San Diego. Diese Besuche haben das Verhältnis, unsere Ambitionen und unser Durchhaltevermögen extrem gestärkt. Genauso wie meine Liebe zu IPAs. Weiterhin läuft dennoch fast alles über das Internet und wir schicken uns täglich neue Versionen der Tracks hin und her und diskutieren zusammen im Chat. Wir verfolgen nicht den klassischen Ansatz, bei dem über einen fertigen Beat gerappt wird. Musik, Lyrics und Vocals entstehen gleichzeitig und beeinflussen sich gegenseitig. Manchmal drehen wir den Prozess auch um und ich komponiere passend zu ersten Vocalaufnahmen meine Melodien und den Beat.
Wie findest du die Zeit für deine Musik? Arbeitest oder studierst du auch noch?
Ja, das mit der Zeit ist nicht ganz einfach aber klappt trotzdem gut. Ich arbeite als Softwareentwickler, mittlerweile nur noch vier Tage die Woche um mehr Musik machen zu können. Während dem Studium hatte ich zwar mehr Zeit, habe sie aber viel schlechter genutzt. Ich sehe mich als Musiker/Produzent der nebenher in der IT arbeitet. Vielleicht bekomme ich diese Priorisierung auch noch zeitlich hin.
Wie würdest du deinen Bezug zu Karlsruhe beschreiben?
Ich komme ursprünglich vom Land und bin eigentlich nicht so der Stadtmensch. Karlsruhe fühlt sich angenehm wenig nach Stadt an, aber auch nicht nach Kaff. Dieses merkwürdige Feeling aus kleinen Vororten und dem Stadtkern gefällt mir. Ansonsten habe ich relativ wenig Ahnung was in Karlsruhe so passiert. Ich lebe da an vielem vorbei, was ich selbst etwas schade finde. Das trifft auch auf meine Musik zu. Es gibt vermutlich kaum einen Hip-Hop Produzenten der so wenig Ahnung von Hip-Hop hat wie ich. Allgemein finde ich die deutsche Unfreundlichkeit und Mentalität sehr anstrengend. Nach meinen San Diego Reisen bekomme ich immer eine kleine Deutschlanddepression. Kulturell fehlt mir hier etwas eine Szene und Leidenschaft die mich mitreist. Oder ich bin ihr einfach noch nicht begegnet und sie existiert.
Kommt darauf an, welche Musik du hören möchtest. Im elektronischen Bereich oder HipHop gibt es auf jeden Fall eine Szene in Karlsruhe. Das heißt du kennst keine anderen Künstler hier, die du gut findest oder mit denen du dir eine Zusammenarbeit vorstellen könntest?
Darüber denke ich gar nicht nach. Ich mache einfach immer weiter meine Musik und versuche meinem eigenen Stil dabei immer näher zu kommen. Auf dem Weg begegnet man so vielen talentierten Leuten… Vielleicht passt es irgendwann wieder und es ergibt sich eine Zusammenarbeit. Dazu gehört in der Musik allerdings extrem viel. Mehr als nur ein Instrument und zufällig in der gleichen Stadt zu wohnen. Das ist auch der Grund, warum ich mit meinen Bands in der Jugend nie zufrieden war. Da hatte jeder seine eigene Vision von Musik. Meine ist da nicht ganz populär und das macht es umso schwieriger, passende Mitspieler zu finden. Aber das ist ja das Schöne dieser Zeit. Ich kann trotzdem meine Vision umsetzen. Ganz ohne Band. Trotzdem glaube ich daran, dass sich zu gegebener Zeit noch etwas ergeben wird. Gezielt danach zu suchen funktioniert meist nicht und man verbiegt sich und wird nicht glücklich damit. Und ob das ausgerechnet hier in Karlsruhe sein wird wird man sehen.
Das stimmt wohl. Und wer weiß, vielleicht landest du ja irgendwann in San Diego. Hast du zum Abschluss noch ein paar Hinweise, wo man mehr über deine Projekte erfahren kann?
Wen die Entstehungsgeschichte von attaccan sccrolls zurück bis 1989 interessiert, sollte auf unserer Website attaccansccrolls.com vorbei schauen. Das Album ist auf allen Plattformen verfügbar, natürlich auch zum Streamen auf Spotify etc. Mein Soloprojekt from ether ist auf SoundCloud verfügbar. Dort veröffentliche ich regelmäßig neue Tracks und erfinde mich dabei mit jedem weiteren Song ein Stück weit neu.
Danke dir für das Interview, und viel Erfolg mit deiner Musik!
>from ether auf SoundCloud
>attaccan sccrolls Homepage
>attaccan sccrolls auf Facebook
>Zum Album-Download