Dark Light
Mit der Schließung des Radio Oriente starb auch die dortige Jamsession. Der Schock war groß. Aber nur kurz. Mit frischem Wind, einem neuen Konzept und vielen neuen Gesichtern geht es nun in der Stadtmitte weiter. Kavantgarde hat Organisator Mark Hernadi zum Interview getroffen.

Jam Session

Mit der Schließung des Radio Oriente starb auch die dortige Jamsession. Der Schock war groß. Aber nur kurz. Mit frischem Wind, einem neuen Konzept und vielen neuen Gesichtern geht es nun in der Stadtmitte weiter. Kavantgarde hat Organisator Mark Hernadi zum Interview getroffen.

Wie kam es dazu, dass die Session jetzt weitergeführt wird?

Der Typ, mit dem ich das zusammen mache, Phil, spielt mit mir in einer Band. Er arbeitet aber auch noch in der Stadtmitte. Als das Oriente dann zu gemacht hat, hatten wir die Idee die Session dort zu machen.

Was war dein Eindruck von der ersten Jamsession in der Stadtmitte?

Es war übel geil! Es war echt sau gut! Ich war selbst sehr überrascht! Bei Serien gibt es ja auch immer eine Pilotfolge und genau so war das jetzt auch. Niemand wusste, was jetzt passieren wird. Die Hardcore-Oriente- Leute waren sehr skeptisch. Es hängen viele Erinnerungen an diesem Club. Man kennt da jeden Winkel und es hat sich über die letzten 10 Jahre zum Zuhause von voll vielen Menschen entwickelt.

Du redest jetzt nicht nur von der sonntäglichen Jamsession, sondern vom Oriente allgemein?

Ja. Aber hauptsächlich von der Jamsession. Man hat dort viele Gesichter gesehen, die vor 10 Jahren auch schon da waren.

Wann war für dich und Phil klar, dass das Oriente schließen wird und es damit auch keine Jamsession mehr geben wird?

Das Oriente hatte im September schon mal Sommerpause, wo es dann irgendwann hieß, dass es nicht mehr aufmachen würde. Alles stand schon so ein bisschen auf der Kippe.

Das hat sich dann langsam rumgesprochen und jeder wusste Bescheid…

Jein. Jeder wusste zwar Bescheid, aber wie das dann genau aussieht war nicht ganz klar. Es war so, dass es niemand geglaubt hat und es niemand glauben wollte. Wir dachten es wäre ein Werbegag. Dann hat das Oriente doch wieder aufgemacht, weil die finanziellen Schwierigkeiten wohl irgendwie behoben wurden. Und plötzlich kam dann doch die Ankündigung: “das Oriente schließt Ende der Woche”

Das heißt, Anfang der Woche war klar, dass am nächsten Sonntag die letzte Jamsession sein würde? (2.Nov. 2014)

Ungefähr so. Auf jeden Fall sehr kurzfristig. Ich selbst habe es mitbekommen, als jemand ein Bild vom rot-durchgestrichenen Oriente Logo gepostet hat. Die letzte Session war dann noch mal der Killer. Am Sonntag dann dachte ich, wir müssen trotzdem eine Session machen und habe schnell eine Veranstaltung auf Facebook organisiert und ganz viele Oriente Leute eingeladen. Dann haben wir vor dem Laden eine Akustik- Session gemacht. Das war echt lustig. Schließlich kam der Geschäftsführer von der Stadtmitte auf mich zu, weil er über Phil mitbekommen hatte, dass wir die Akustik- Session gemacht hatten und meinte, dass wir doch nächste Woche einfach in die Stadtmitte kommen sollen.

Mark Phil

Es ging also von Ihm aus und er hat das Angebot gemacht. Das heißt, ihr musstet gar nicht groß suchen. Ihr hattet nur im Kopf, dass die Jamsession irgendwie weitergehen muss.

Genau. Wir dachten wir machen uns jetzt auf die Suche nach Locations und organisieren das irgendwie. Und dann kam er schon auf uns zu und das war halt wie die Faust aufs Auge. Ultra gut! Das war montags. Wir haben uns dann Dienstag getroffen, haben das kurz besprochen. Abends haben wir uns dann nochmal mit dem Chef getroffen, haben Flyer designed, Fotos gemacht, Veranstaltungen erstellt und die Statusmeldung geteilt, die total viral geworden ist. Ein Geschäftskonzept ausgemacht und rumtelefoniert, von wo wir das Equipment bekommen. Am selben Abend haben wir das noch alles rausgehauen. Am nächsten Tag hatten wir die Flyer und haben die gleich verteilt auf verschiedenen Veranstaltungen. Diese Statusmeldung, die ich gepostet habe, in der stand, dass wir die Session wieder erwecken, hat völlig krank eingeschlagen und wurde 80mal geteilt. Auf 80 Pinnwänden von irgendwelchen Leuten stand dann halt, dass es weitergehen wird.

Also kann man sagen, dass ihr gar nicht so große Mühe hattet, weil es aus verschiedenen Ecken eine große Bereitschaft gab die Session fortzuführen?

Geht so…Es ist so: Als die Session gestorben ist, hat jeder Laden in Karlsruhe die Chance gewittert, einen frei gewordenen Kundenstamm abzugreifen und es gab überall irgendwelche Sessions (Akk, Wunderbar, private Sessions zuhause, Proberäume) und jeder hat darauf spekuliert, dass er die Leute abkriegt. Aber nicht jeder kann was Großes machen. Wir dachten uns, bevor einer da hingeht und der andere dahin, müsste man das ganze richtig arg ins Rollen bringen. Und deswegen sind wir dann auch mit voll viel Arbeit und ausgefuchst da rangegangen. Wie man halt am besten die Leute kriegt. Es ist auch nicht egal ob nur die Stadtmitte was schreibt. Wir haben uns echt viele Gedanken gemacht, wie man die Leute erreicht und wie sie sich angesprochen fühlen. Das hat alles super funktioniert. Dadurch, dass wir uns die ganze Arbeit gemacht haben ist das jetzt auch so gut gelaufen. Es waren fast 200 Leute da.

Kannst Du mehr zum Geschäftskonzept mit der Stadtmitte sagen?

Also grundsätzlich ist es so, dass die Stadtmitte der Hauptveranstalter ist. Ich miete den Raum nicht, sondern die Stadtmitte hat gesagt: “Wir würden das gerne bei uns haben.” Phil und ich sind ganz normal dort angestellt und machen das Projekt Jamsession, wobei wir beide auch unter der Woche dort arbeiten.

Was war für dich der Unterschied vom Oriente zur Stadtmitte aus, erstmal was den Raum als solchen angeht?

Das ist nach so wenigen Sessions noch schwer zu sagen. Grundsätzlich herrscht eine sehr konzertante Atmosphäre. Im Oriente sind die Leute sobald ein Instrument frei war einfach auf die Bühne gerannt und haben gespielt. Egal, ob es gepasst hat oder nicht.

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Würdest du sagen, dass das Niveau gestiegen ist?

Ich kann darüber keine qualitativen Aussagen machen. Auf den gestrigen Abend bezogen: Ja. Die Leute waren anständiger, haben sich besser auf der Bühne verhalten. Es haben auch Leute gespielt, die genau wegen dem Orienteflair nicht mehr im Oriente gespielt haben.

Es ist nicht eins zu eins das Oriente, es kriegt eine andere Richtung?

Ja, das ist echt krass. Ein Kumpel von mir war immer im Oriente. Er spielt Gitarre, aber ist im Oriente nie auf die Bühne gegangen. Und gestern fand er es so geil, dass er gespielt hat und dann irgendwann ans Mikrofon gegangen ist und gemeint hat: “Vermisst eigentlich irgendjemand das Oriente? Also ich nicht! Ich finds hier sau geil.” Und das freut mich einfach, weil viele gute Leute einfach nicht mehr ins Oriente gegangen sind. Und mit guten Leuten spielt man halt schon gern. Das Oriente war einfach nicht mehr so geil.

Der Unterschied besteht auch darin, dass man im Oriente einen Vorderbereich hatte, wo es einfacher war mal rauszugehen. In der Stadtmitte geht das nicht, man ist nicht da um an der Bar zu hocken, weil das einfach nicht geht. Man kommt zum Musik machen oder hören. Hattet ihr im Vorraus gesagt das wollen wir jetzt gezielt anders machen? Was waren da so eure Einfälle?

Grundsätzlich wollten wir alles was im Oriente schlecht war, besser machen und dafür Alles geben. Keine Kosten und Mühen scheuen mal gescheit Werbung zu machen. Das Oriente hat am Ende gar keine Werbung mehr gemacht. Daher auch die ganze Flyer Aktion, das werden wir auch einfach weiter so machen.

Musikalisch nehmt ihr aber keinen Einfluss?

Nein. Ich habe dann zwischendurch angesagt, dass ich gerne hätte, dass die Leute ihre Meinung auf Zettel schreiben. Da standen dann Sachen wie: “Wäre cool, wenn es mehr Metal oder Punk geben würde.” Soll ich jetzt eine Metal Band anrufen? Auf einer Jamsession? Nein, ruf deine Kumpels an, ihr dürft spielen. Oder zum Beispiel die Kritik: “Keine Songs von eingespielten Bands.” Da war keine Band. Die haben einfach nur tight zusammen gespielt.

Also zu gut, ist zu gut für die Jamsession?

Ja genau, hirnlose Kritik irgendwie. Ob der zur Jamsession kommt um sein Ego zu pushen, weil andere schlechter sind?

Aber jeder der selbst Musik macht und nicht genau hinschaut und sich nicht vergleicht lügt doch?

Jein. Das Problem ist, dass bei vielen Sessions jemand da ist, der zeigen will, dass er den Längsten hat und das ruiniert halt alles. Ein Naturgesetz bei Sessions ist, dass es jemanden gibt, der beweisen muss, dass er schneller ist als der Andere. Man merkt nach einer Zeit, dass das kompletter Quatsch ist und lernt songdienlich zu spielen. Die Leute denken dann vielleicht der ist nicht so schnell, aber ich denk mir: okay dafür klingt es besser. Jeder Ton braucht seine Zeit und wenn es nicht passt, dann passt es eben nicht. Dafür muss man einfach ein Gehör bekommen.

Aber wer hat die Hoheit das zu entscheiden?

Für mich ist Musik keine völlig freie Kunstform. Musik ist wie Sprache in meinem Verständnis. Wenn sich fünf Leute unterhalten bringt es nichts, wenn jeder durch die Gegend redet. Jedem muss sein Platz im Gespräch gelassen werden, damit er sich ausdrücken kann. Beim Instrument ist das nicht anders.

Das Konzept ist aber nach wie vor freie Bühne für Jedermann?

Genau. Ich behalte mir aber vor, wenn was richtig arg auf den Sack geht es nach 15 Minuten von der Bühne zu schmeißen. Es geht ja darum zu rotieren. Wenn da halt zehn Gitarristen sind, kann nicht der Einzelne eine ganze Stunde spielen. Ich finde das auch voll in Ordnung. Wir sind da aber sehr tollerant.

Das Publikum in der Stadtmitte ist etwas anders.

Ja und das freut mich voll. Natürlich sind auch Leute aus dem Oriente da, aber ich habe ganz viele Gesichter gesehen, die ich noch nie davor gesehen habe. Wir haben uns durch die Werbung erhofft, die Jamsession auch Nicht- Musikern näher zu bringen, weil das Oriente eben schon dafür bekannt war, eine Musikerkneipe zu sein. Zu den Konzerten sind auch ganz viele Musiker und vor allem linkes Publikum gekommen.

Das Oriente lag ja recht zentral. Die Stadtmitte auch.

Stadtmitte liegt besser. Fängt schon damit an, dass direkt davor eine Haltestelle ist. Beim Oriente mussten wir immer, vor allem nach der Haltestellenverlegung Mühlburgertor und Euro, zurück laufen. Es war immer so mit der Bahn hinfahren und dann wieder eine viertel Stunde zurück laufen. Stadtmitte liegt da einfach besser und hat generell viele Vorteile gegenüber dem Oriente.

Zum Beispiel?

Das fängt schon mit dem Raum an. Dass die Leute wirklich kommen um dieses Zeugs zu hören. Oriente war halt eine Bar und da war der Barbetrieb wichtig. Die Musik war dazu da die Leute an die Bar zu locken. Aber wir wollen die Leute hier zum Musik machen begeistern und wollen, dass der Barbetrieb halt da ist. Aber die Stadtmitte verdient mit den eigentlichen Abenden ohnehin die meiste Kohle. Das Ganze ist keine Veranstaltung, wo es darum geht reich zu werden, sondern nichts drauf zu zahlen und die Veranstaltung über Wasser zu halten. Es ist ein großes Kulturprojekt geworden.

Man hat dort auch eine bessere Akustik.

Ja auch. Einige Leute haben gezweifelt, ob das in der Stadtmitte so cool ist. Ich finde, wir haben das sehr gemütlich hingekriegt. Es war viel ambienter und gechillter, als es das Oriente jemals war und die Bühne ist praktischer. Die Technik ist auch besser und die PA ist ordentlich. Es ist sowieso voll gut für Konzerte ausgelegt.

Mark Phil Die Stadtmitte

Wie würdest du das Niveau generell auf der Jamsession einschätzen?

Ich kann ja nur von gestern sprechen und gestern war das Niveau erstaunlich hoch. Gegen Ende sackt es immer ab, das ist klar.

Es lohnt sich also als Musikbegeisterter zur Jamsession zu gehen um Neues zu hören?

Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich sagen würde, es lohnt sich nicht zu kommen. Und das denke ich auch nicht. Denn wenn man nicht grad kurz vor Schluss zu den Betrunkenen kommt und zwischen 22 und 0 Uhr da ist, gibt es enorm geile Sachen, die man auch bei Live Konzerten von Bands so nicht hören kann. Außerhalb dessen und zwischendurch gibt es eben auch Leute, die etwas ausprobieren möchten. Das ist mal geil, mal grottig schlecht. Jamsession halt. Es ist einfach bunt gemischt, aber das Publikum vom Oriente ist schon ziemlich gut.

Wie wichtig ist die Session für die Musikszene in Karlsruhe?

Sehr wichtig! Ich kann keine Zahlen nennen, aber in den letzten Jahren haben sich sehr viele Bands im Oriente zusammengefunden. Ich war mal im Oriente und konnte kaum Bass spielen. Nach dem Abend hatte ich zwei Bandanfragen. Das ist dort Gang und Gebe gewesen. Den Phil hab ich auch im Oriente kennengelernt. Es gibt auch einfach Dinge die wir nicht ändern können, weil es die Leute vom Oriente so gewohnt sind. Zum Beispiel freier Eintritt und dass jeder seine Instrumente mitbringen darf. Das gehört sich auch einfach so und hat sich so bewährt.
Aber das Ganze brauchte auch einen frischen Wind.

Jamsession in der Stadtmitte, jeden Sonntag ab 19 Uhr, Eintritt frei

1 comment
  1. Hallo Mark,

    ich möchte dich wirklich nicht beleidigen. Aber echt mal: Ich finde, deine Sprache ist sehr unteres Niveau und klingt – nach deiner Wortwahl zu urteilen – immer wieder auch martialisch. Beispiele? Ich zitiere: Killer – Faust – rausgehauen – eingeschlagen – kriegt man – gestorben – schmeißen – auf den Sack gehen – den Längsten haben – übel geil – echt sau – total – ultra – halt – arg – grottig schlecht – etc.

    Überleg dir mal, ob du nicht zuvor an dir und deinem Wortschatz arbeiten willst, bevor du die Welt verbessern willst.

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