Nach dreijähriger Pause meldet sich die UND unter neuer künstlerischer Leitung, mit neuen Räumlichkeiten und neuem Konzept zurück: Therese Keßler bringt, gemeinsam mit Kaleki Witte, Constanze Zacharias, Maren Pfeiffer und vielen anderen, Karlsruher Kunstprojekte mit internationalen Gästen als Impulsgeber zusammen – in einem Kunstfestival mit umfassendem Rahmenprogramm aus Konzerten, Art Cinema, Parties, Performances und Symposien. 3000 Quadratmeter Event- und Ausstellungsfläche, auf drei Stockwerke verteilt, stehen der UND#8 dafür in der Dragonerkaserne zur Verfügung.
Als Plattform für Kunstinitiativen bietet die UND#8 der alternativen Kunstszene die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum aller Altersklassen vorzustellen. „Alternative Kunsträume brauchen andere Strategien, um sich über Wasser halten zu können, als beispielsweise Galerien, die ihren Unterhalt durch Kunstverkäufe sichern. Diese alternativen Strategien, die in den Off-Spaces rund um den Globus entwickelt werden, haben viel mit einer Art neuer Eventkultur zu tun. Man macht Konzerte, Lesungen – auch die Off-Szene ist interdisziplinärer geworden.“ Dieses Bewusstsein prägt die diesjährige UND#8, welche als Kunstfestival mit Eventcharakter angelegt ist. „Gerade aufgrund der durch die Eventisierung gewonnenen Unabhängigkeit haben wir natürlich auch viel mehr Freiheiten in dem, was wir zeigen und was wir machen. Damit sind wir ein starker Innovationsmotor und definitiv auch Teil des etablierten Kunstmarktes – aber wir sind ein eigenständiger Teil.“ Als Geste des wachsenden Selbstbewusstseins der alternativen Kunstszene hat Therese Keßler die UND#8 dieses Jahr deshalb zum ersten Mal bewusst von der art.Karlsruhe entkoppelt.
Der neue Veranstaltungszeitraum vom 15.-18. Oktober ist dabei nicht willkürlich gewählt: Zum Semesterbeginn soll das Kunstfestival die Studenten der Kunstakademie und der Hochschule für Gestaltung (HfG) zusammenbringen. „Ich finde, dass der Austausch zwischen den beiden Hochschulen zu wünschen übrig lässt. Deshalb soll ein Schwerpunkt der UND#8 sein, diese Lücke zu schließen. Als Plattform für Kunstinitiativen und temporäre Kunstprojekte haben wir aktuelle und ehemalige Studenten beider Hochschulen mit an Bord.“ Denn das soll die UND#8: Vernetzen und Integrieren. Der Auftritt verschiedener Karlsruher Initiativen wird ergänzt durch internationale Impulse. Auch die Mischung aus akademischen und nichtakademischen Künstlern war Therese Keßler wichtig. „Ich bin der Meinung, dass die Szene nicht dieselben Ausschlusskriterien anwenden kann, die sie an anderer Stelle heftig kritisiert. Auch aus kuratorischer Sicht ist es viel spannender, mit allen künstlerischen Dingen umzugehen, die vorhanden sind und somit einen Querschnitt der Szene abzubilden. Das ist eine Herausforderung und macht mir auch Freude an diesem Format. Denn genau das ist die Freiheit, die die UND#8 hat, im Gegensatz zum etablierten Markt, der über unterschiedliche Maßnahmen Vieles aussiebt.“
So bunt wie die Mischung der Projekte und Künstler, ist auch das Programm. Es wird Konzerte, Kino, Parties, Performances und Symposien geben. Interessant und spannungsgeladen sind sicher auch die Themen, an denen sich die drei Podiumsdiskussionen ausrichten: Glaube, Liebe und Hoffnung. „Das bezieht sich auf das Seefahrer-Tattoo mit dem Herz, dem Kreuz und dem Anker und soll symbolisch für eine Reise oder eine Bewegung stehen. In den Umständen, in denen wir als Künstler versuchen zu bestehen – zum Beispiel wegen wirklich prekärer finanzieller Verhältnisse – erfordert es oft Liebe zur Sache, einen Glauben an die Sache und natürlich auch die Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht. Letztlich sollen die Themenfelder näher beleuchten, was man eigentlich braucht, um der Szene weiter Aufschwung zu geben.“
Dennoch soll kein zu strenger Programmplan die Spontaneität unterdrücken, so Maren Pfeiffer, Projektassistentin im UND#8-Team: „Ich bin sehr gespannt, was alles passiert, weil wir das Festival an manchen Stellen auch bewusst zur Interaktion offen lassen.“ Therese Keßler ergänzt: „Es ist ein kollektives Experiment. Es gibt genügend Freiräume, sodass man sich zum Beispiel spontan an die Turntables stellen und mitten am Tag eine Party schmeißen kann. Es muss Raum für Entfaltung geben.“ Als Besucher sollte man sich Voll und Ganz auf dieses kollektive Experiment einlassen, verweilen, sich treiben lassen. „Gerade die Initiative Anstoß e.V., die mit ihren Arbeiten oft in den Raum hineingehen und die Kunst zu den Leuten bringen, haben spezifische Bereiche konzipiert, in denen sich die Zuschauer künstlerisch einbringen, oder sich aber auch nur entspannen können. Es ist alles sehr spielerisch angelegt, man sollte es nicht zu ernst nehmen“, sagt Therese. Neben den Ausstellungen und Performances wird es ein Art Cinema mit Liegewiese, einen Candyshop und auch einen extra für die UND#8 hergestellten Wodka geben. Ein außergewöhnliches und interessantes Projekt bringen die Wurstbuben ein, die eigens für die UND Würste in ganz eigenen Geschmacksrichtungen konzipiert haben.
Man darf gespannt sein, was aus dem Dialog zwischen Kunstschaffenden und Kunstrezipienten hervorgeht – langweilig wird es bestimmt nicht! Außerdem bietet die UND#8 eine tolle Gelegenheit, alternative Kunstinitiativen in und um Karlsruhe näher kennenzulernen…
WANN?
Vernissage: 15. Oktober 2015, 19:00 Uhr
Programm: 16.-18. Oktober 2015, 11:00-1:00 Uhr
WO?
Dragonerkaserne
Kaiserallee 12, 76133 Karlsruhe
Haltestelle: Yorckstraße
WAS?
Vorab gibt es alle Infos im UND-Inforaum:
Fritz-Erler-Straße 7, 76133 Karlsruhe
Haltestelle: Kronenplatz (Fritz-Erler-Straße)
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