Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Künstlerin und Kuratorin. Nach meinem Studium der Bildhauerei an der AdBK Nürnberg bin ich über ein Stipendium des Bayerischen Staates an die HfG Karlsruhe gekommen und habe dort Fotografie und Medienkunst studiert. Die Auseinandersetzung mit aktueller Kulturtheorie und Philosophie war sehr wichtig für mich, aber auch die projektbezogene und gemeinschaftliche Arbeitsweise in Gruppen, die dort möglich ist.
Seit über 10 Jahren entwickle ich in Kooperationen und in eigenen Projekten medien-künstlerische und ortsbezogene Arbeiten. Die Hinterfragung scheinbar naturgegebener Normen und Wertvorstellungen spielt in meiner künstlerischen und politischen Arbeit eine große Rolle. Diese angebliche Unveränderbarkeit bestimmter Grundpfeiler unserer Gesellschaft reicht bis in Arbeitsmethoden der Wissenschaft, dabei hat sich schon das grundlegende Postulat der Objektivität historisch gewandelt, es ist wie viele andere Kriterien kontingent und kontextgebunden. Das klingt sehr abstrakt, hat im Alltagsleben aber große Auswirkungen auf Chancengleichheit und gesellschaftliche Gerechtigkeit.
Stereotype Annahmen über menschliches Verhalten, die sich – eben auch durch scheinbar objektive Erkenntnisse – tief in unser Bewusstsein eingegraben haben, von denen eine große Mehrheit der Bevölkerung selbstverständlich ausgeht, erweisen sich als äußerst hartnäckig. Sie sorgen nach wie vor für Diskriminierung, sei es aufgrund der Hautfarbe, des Geschlechts, Alters, Befähigung (“Ableism”), Status, Herkunft, Klasse, und behindern uns in einem fairen, freundschaftlichem Umgang miteinander. Die Frage, wie man widersinnige und ungerechte Vorannahmen aufweichen kann, beschäftigt mich, ich entdecke in bestimmten Konstellationen aber auch sehr viel Absurdität. Empowerment und plastische Gestaltung von Gleichberechtigung und zeitgemäß-aufgeklärten Werten ist meine Arbeit, Soziologie und Kulturanthropologie sind sozusagen meine Hobbies.
Wie würdest Du das “Künstlerhaus Karlsruhe BBK” beschreiben?
Als von Künstler*innen gegründetes und betriebenes Haus verstehen wir uns als Schnittstelle zwischen Kunstschaffenden und Publikum, sowie zwischen Künstler*innen und Kolleg*innen. Wir sind Karlsruhes älteste Produzentengalerie und gleichzeitig Geschäftsstelle des Bezirksverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler. Das Künstlerhaus befindet sich mitten in der Stadt, im Dreieck zwischen Waldhornplatz, KIT und Vogelbräu.
In unseren Werkstätten für Keramik, Siebdruck, Radierung und Lithographie können Künstler*innen frei arbeiten. Wir stellen hier die Infrastruktur für künstlerisches Schaffen bereit, ähnlich wie ein Fablab, nur bezogen auf klassische künstlerische Techniken. Zusätzlich können wir hoffentlich bald wieder eine Medienwerkstatt einrichten. Auch in der Kunst wird der Umgang mit digitalen Formaten immer wichtiger, und wir bieten unseren Mitgliedern neben Beratung auch Fortbildungsmöglichkeiten für ihr professionelles Schaffen an.
Daneben organisieren wir Vorträge, Filmabende und Konzerte, sowie Diskussionen zu künstlerischen und kulturpolitischen Themen. Konzeptuell legen wir den Schwerpunkt auf eine zugängliche und experimentelle künstlerische Praxis. Das Künstlerhaus ist ein lebendiger Ort des kulturellen Diskurses in der Stadt. Es ist Multiplikator der Standortförderung, weil wir durch Ausstellungen und Kurse Akteure der künstlerischen Branche jeder Generation stärker an die Stadt binden. Wir verstehen uns als Ansprechpartner und Sprachrohr zugleich für die Künstler*innen vor Ort und für die Freie Szene.
Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Arbeit im Künstlerhaus?
Ganz konkret wollen wir den künstlerischen Austausch in der Stadt fördern und vorantreiben. Das tun wir, indem wir einerseits Ausstellungen und Veranstaltungen organisieren, wo Künstler*innen sich mit selbstgewählten Themen ihrem Publikum zeigen können. Andererseits bemühen wir uns um bessere Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen und Künstler. Da gibt es noch viel zu tun, aktuell sind Themen wie das Recht auf angemessene Bezahlung, also die verpflichtende Zahlung von Ausstellungsvergütung, aber auch die Chancengleichheit von Künstlerinnen und die Berücksichtigung von Künstlerinnen und Künstlern bei der Aufnahme in die Grundrente Hauptforderungen des Bundesverbandes BBK.
Für Karlsruhe wünschen wir uns neben der Einführung der Ausstellungsvergütung in den kommunalen Häusern und der Einrichtung eines Fonds zur Abdeckung dieser Kosten für Off Spaces und Produzentengalerien, die Erarbeitung eines transparenten Atelierprogramms, wie es in anderen Städten gang und gäbe ist. Toll wäre ein zentral gelegenes Atelierhaus, möglicherweise in der alten Feuerwache.
Bezahlbarer Arbeitsraum verschafft Künstler*innen Zeit und Freiraum. Die kostenlose Inanspruchnahme ihrer Leistungen für Ausstellungen tut das nicht. Leider wird das zynischerweise aber immer noch als “Freiheit” bezeichnet, so als ob Künstler*innen nicht in alltägliche Abhängigkeiten wie Mietzahlungen, Sozialabgaben usw. eingebunden wären, und außer Luft und Licht nichts zum Leben benötigen. Insgesamt sehen wir in einer zeitgemäßen Bottom-up Unterstützung der sehr vielfältigen Off Szene vor Ort einen wichtigen Impuls für die Lebendigkeit von Kunst und Kultur. Diese Kunst ist niederschwellig erreichbar, nahe an den Bürger*innen und vergrößert die demokratische Teilhabe am Leben in der Stadt. Sie braucht Unterstützung und Förderung für ihren Betrieb und ihre Infrastruktur. Der Bedarf für dieses Angebot ist allein an den hohen Besucherzahlen klar erkennbar.
Wen möchtet ihr mit eurem Engagement ansprechen? Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, wen ihr im Künstlerhaus aufnehmt?
Ansprechen möchten wir als Publikum alle Menschen, die ein Interesse an der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Bildender Kunst, aber auch mit aktuellen gesellschaftlichen Themen haben.
Als Mitglied aufgenommen werden kann jede*r, die*der ein abgeschlossenes Studium der Bildenden Kunst vorweisen kann. Die jeweilige Gattung der Kunst spielt dabei keine Rolle. Falls jemand (noch) kein Studium abgeschlossen hat, wird anhand eines vorgelegten Portfolios über die Aufnahme entschieden. Die professionelle Ausstellungs- oder Publikationstätigkeit oder eine qualifizierte künstlerische Praxis muss darin erkennbar sein. Als Berufsverband nehmen wir Bildende Künstler*innen auf, Menschen aus anderen Arbeitsbereichen können uns sehr gern über ihren Einsatz im Förderverein unterstützen.
Wir freuen uns sehr auf Mitglieder, die sich in den Verein einbringen wollen, die an Austausch interessiert sind und in einer solidarischen Gemeinschaft gemeinsam Ideen umsetzen wollen. Neben etwa zehn Ausstellungen im Jahr organisieren wir zum Beispiel die Karlsruher Künstler*innenmesse zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt, gemeinsam mit der GEDOK betreiben wir einen Stand auf der art Karlsruhe. Wir beteiligen uns am Stadtteilfest »Eckkulturdörfle«, an den Galerientagen im Programm der Freien Kunsträume und an den Europäischen Kulturtagen. Jährlich am 15. März feiern wir den bundesweiten »Tag der Druckkunst«. Wir sind also ziemlich umtriebig, und zu all diesen Gelegenheiten, aber auch in eigenen Ausstellungen können Mitglieder Aktionen entwickeln, Performance und Kunst zeigen, oder einfach an der Bar mithelfen. Als gemeinnütziger Verein freuen wir uns über alle, die Lust haben mit anzupacken und sich mit den Zielen des Verbandes identifizieren.
Welche Vorteile bietet ihr Künstler*innen, die sich dazu entschließen dem Künstlerhaus beizutreten?
Jedes einzelne Mitglied mehr verleiht unseren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für Künstler*innen mehr Gewicht vor dem Karlsruher Gemeinderat, und in unseren Gesprächen mit den Landtagsabgeordneten. Deshalb erweist jedes Mitglied der Gemeinschaft schon mit dem Eintritt einen großen Dienst. Wer bei uns aufgenommen wird, geniesst neben praktischen Vergünstigungen bei Museumsbesuchen und beim Materialkauf – bei Boesner und Gerstäcker – die Vorteile der Aufnahme in ein Netzwerk von über 260 Künstler*innen vor Ort und über 10.000 bundesweit. Man findet Anschluß und Gelegenheit zu professionellem Austausch unter Kolleg*innen, etwas, das nach dem Studium oft fehlt. Und man findet Gleichgesinnte, um gemeinsame Projekte umzusetzen. Vernetzung ist für unser Berufsfeld sehr wichtig, und jede*r kann sich bei uns einbringen. Die Teilnahme an unseren jährlichen Mitglieder-Ausstellungen ist unkompliziert möglich, ebenso wie eigene Ausstellungsvorschläge einzureichen. Nach Einführung kann jede*r in unseren Werkstätten frei arbeiten und hat außerdem die Option, eigene Kurse im Künstlerhaus anzubieten. Wir freuen uns sehr über frische Impulse und Ideen. Mitglieder erhalten regelmäßige Updates zu aktuellen Ausschreibungen für Stipendien, Kunst am Bau und andere Wettbewerbe. Außerdem wertet die Künstlersozialkasse eine Mitgliedschaft im BBK als Bestätigung der professionellen Künstlertätigkeit, was für einen Aufnahmeantrag bei der KSK oder bei Bewerbungen für Stipendien sehr hilfreich sein kann.
Wie erfolgt die Aufnahme? Wie sollte man vorgehen, wenn man bei euch Mitglied werden möchte?
Den Aufnahmeantrag und alle Kriterien findet man auf unserer Webseite beschrieben. Jede*r mit abgeschlossenem Studium der Bildenden Kunst wird bei uns aufgenommen. Bei Autodidakt*innen oder Kunststudierenden benötigen wir ein aussagekräftiges Portfolio, aus dem sich eine professionelle Ausstellungstätigkeit oder künstlerische Praxis ablesen lässt. Im Zweifelsfall kann man sich auch im Vorfeld von uns beraten lassen. Ich zeige Interessierten sehr gerne unser Haus, wenn es meine Zeit zulässt. Auch neu aufgenommene Mitglieder versuchen wir normalerweise schnell einzubinden und sich und uns gegenseitig vorzustellen. Corona macht diese Begegnungen leider momentan sehr schwer.
“Kunst bietet grundsätzlich Freiraum, um zu sich zu kommen und um als Betrachter*in eine Haltung zu finden.”
Für den Sommer 2021 habt ihr die Ausstellung “Nix wie raus! Fahrrad – Kunst – Sommer” angekündigt. Was hat es damit auf sich?
»Nix wie raus! Fahrrad – Kunst – Sommer« geht auf die Initiative unseres Mitglieds Annette Ziegler zurück. Geplant ist die Ausstellung als kleines Festival mit Rahmenprogramm, das sich dem Fahrrad und der Bewegung in der Kunst widmet. Wir schließen uns dem anarchischen und humorvollen Geist Duchamps und Tingelueys an, machen aus der aktuellen Situation eine Tugend und bringen die Kunst mit spontanen oder choreographierten Aktionen in den öffentlichen Raum. Über den Juli hinweg werden wir und unsere Kooperationspartner #FridaysforFuture, #scientistsforfuture, Panorama e.V., ßpace, jubez, Colataxioaky, Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft, Fachbereich Verkehrsökologie, GEDOK Karlsruhe, Lastenkarle e.V., AK Fahrrad Campus des KIT, Kochrad Karlsruhe, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, HfG Karlsruhe, Critical Mass, ADFC Karlsruhe, Verkehrsmuseum Karlsruhe, Drais Museum Karlsruhe, Kinemathek Karlsruhe und eine Gruppe von RADikalen Radkurieren die Stadt mit Aktionen, Workshops und Kunst bereichern. Nachhaltige Verkehrspolitik ist das zweite Schwerpunktthema, neben der Kunst.
Was habt ihr sonst für Pläne für die nächsten Monate, von denen Du uns heute schon erzählen kannst?
Intensiv arbeiten wir gerade an der Gestaltung unserer neuen Webseite. Die hat dringend ein ästhetisches und inhaltliches Update nötig. Wir freuen uns, die Gestalter Erik Schöfer und Valentin Pfister dafür gewonnen zu haben, beides Absolventen der HfG Karlsruhe. Für das Künstlerhaus konzipiert die Arbeitsgruppe aus Judith Milz, Renate Koch, Gin Bahc, Gisela Grossklaus und mir den Content. Wir können den Launch kaum erwarten, es sieht jetzt schon sehr überzeugend aus. Die Webseite und auch ein neues CI werden unsere Ziele gut vermitteln: eine zeitgemäße Offenheit für aktuelle Bildende Kunst, und Zugänglichkeit für Interessierte jeder Generation und jeden Backgrounds.
Corona-bedingt mussten wir diesen Winter zwei Ausstellungen absagen und auf später verschieben. Dadurch wurde es möglich, unser Haus schon jetzt für Experimente und kurzfristige Präsentationen von Mitgliedern und Kunststudierenden zu öffnen. Von Markus Jäger, dem Chaos Comic Club und einer Gruppe von Studentinnen der Akademie bei Professorin Leni Hoffmann und Ulla von Brandenburg wurde das Angebot »Wet Paint! Test Activity« bereits genutzt. Im Sommer, vom 13. August bis zum 11. September findet eine zweite Gelegenheit für »Offene Formate« statt. Interessierte können sich an info@bbk-karlsruhe.de wenden.
Am 11. April eröffnen wir die Ausstellung mit »Farbe – Strukturen – Raum« von Hildegard Elma und Holger Fitterer, auf die ich mich freue. Die beiden zeigen Malerei, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit Farbe und deren materieller Farbqualität steht.
Im Mai findet mit »Liebe und Zuneigung« ein großes Festival in unseren Räumen, in der Orgelfabrik, dem jubez, Colataxiokay und ßpace statt. Ab 4. Mai gibt es Workshops zum Mitmachen, wir zeigen euch, wie man Fanzines macht, oder sich zusammenschließt um gemeinsam Events zu organisieren. Der Titel ist Programm und verkörpert exemplarisch extrem aktuelle Bedürfnisse und Lösung für akute Probleme in einem. Wie begegnen Künstler*innen dem Backlash, der sich aufbaut als Reaktion auf jüngste Erfolge größerer Teilhabe von immer mehr Menschen, die immer noch ausgeschlossen sind, deren Erfahrungen selten beachtet, deren Geschichten nicht gehört und deren Porträts nicht in europäischen Museen zu sehen sind? In unserem Ausstellungsprojekt »Liebe und Zuneigung« wollen wir Werte wie Begeisterung, Zuspruch, Anerkennung feiern, und die Wichtigkeit von Emotional Labour betonen, die in Zusammenhalt, Freundschaft und Vertrauen steckt. Als Künstler*innen eingeladen sind Malgorzata Mirga-Tas, Mikolaj Sobczak, Virginia Lupu, Minh Duc Pham, Elena Artemenko, Gin Bahc, Boys in Sync, Oana Vainer, Bisou Nygel, Karolina Sobel, Oana Vainer, Beatemarie Busch, Michaela A. Fischer, Jutta Hieret, Omi Riesterer, Felix Sommer. Kommt vorbei zum mitmachen, Kunst anschauen oder einfach abhängen und Kuchen essen! Schaut online vorbei zum mitmachen in den Workshops, Kunst anschauen oder um online Fragen zu stellen in unseren Künstlergesprächen! Es wird spannend. News und Aktuelles zur Öffnung gibt es hier.
Warum ist eure Arbeit wertvoll für die Stadt Karlsruhe?
Sehr gute Frage!
Das Haus ist im besten Sinn Anlaufstelle für Kunstinteressierte genauso wie für Profis, die sich bei Veranstaltungen oder in den Kursen begegnen. Damit vergrößern wir das Verständnis für Bildende Kunst in der Bevölkerung. Wir beleben das kulturelle Angebot der Stadt, niederschwellig und ohne Hürden von Bildung oder Status. Wir greifen virulente Themen auf nahbare Weise auf. Kunst bietet grundsätzlich Freiraum, um zu sich zu kommen und um als Betrachter*in eine Haltung zu finden. Oder einfach, um neue Energie zu schöpfen. Mehr als andere Kunstorte in der Stadt ermöglichen wir eine unvoreingenommene, aktive Auseinandersetzung. Wir empowern Künstler*innen genauso wie diejenigen, die an Kunst interessiert sind. Diese Lebendigkeit tragen wir in unsere Kooperationen mit Freien Initiativen in Karlsruhe. Ein vielfältiges künstlerisches Angebot macht jede Stadt attraktiver für ihre Bewohner*innen und als Standort für sich neu ansiedelnde Unternehmen. Karlsruhe hat eine sehr hohe Künstler*innendichte, pro Einwohner*in leben hier deutschlandweit sogar die meisten Kunststudierenden. Die Stadt kann noch sehr viel tun, um dieses Potential zur Geltung zu bringen, und um aus Karlsruhe einen Ort zu machen, der überrascht. Kunst bringt Input, Inspiration, Entspannung und Abwechslung in jede Stadt. Künstler*innen sind wie Katalysatoren für aktuellste Ideen und reagieren unmittelbar, sie machen ihre Wahrnehmungen deutlich und stellen sie allen zur Disposition. Als Künstlerhaus BBK stehen wir mit Expertise als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.
Was wünschst Du dir für das Künstlerhaus und für Karlsruhe?
Für die nahe Zukunft wünsche ich mir engagierte Mitglieder, die Freude an Gemeinschaft haben, und offene, interessierte Besucher*innen. Wertschätzung für Kunst bedeutet ganz konkret auch, dass man Künstler*innen für ihre Arbeit entlohnt. Privatpersonen können das tun durch den Kauf von Werken. Der Gemeinderat kann uns am besten den Rücken stärken, in dem endlich eine eklatante Gerechtigkeitslücke geschlossen wird: Künstler*innen, deren Arbeiten in kommunalen Ausstellungen gezeigt werden, müssen für diese Leistung vergütet werden. So wie es in anderen Branchen Tarifschutz und das Recht auf angemessene Vergütung gibt, muss auch für Künstler*innen endlich dieser minimale Arbeitsschutz geschaffen werden.
Künstler*innen sind Urheber*innen geistigen Eigentums, professionelle Expert*innen und »original content producer«. Sie sind wichtig für die Lebendigkeit einer Gesellschaft und für die Möglichkeit demokratischer Teilhabe. Sie geben ihrer Stadt und den Mitmenschen sehr viel. Es darf nicht länger möglich sein, sie auszubeuten, und dafür kann die Stadt Karlsruhe jetzt geeignete Strukturen schaffen. Mit diesem Schritt folgt sie dann dem Vorbild Berlins, Hamburgs, Dortmunds und Halle an der Saales. Eine erste Entscheidung hierüber hat der Gemeinderat am 20. April in einer Abstimmung leider abgelehnt. Wir hoffen inständig, dass die Stadt hier zeitnah eigene Verantwortung erkennt und übernimmt, und sich vor einer – wer weiß ob jemals kommenden – rechtlichen Verpflichtung durch Land oder Bund bereits etwas einfallen lässt, um Abhilfe zu schaffen.
Wichtig ist uns vor allem die Berücksichtigung der hier ansäßigen Künstler*innen über die Einrichtung eines Fonds für Ausstellungsvergütungen – denn die Arbeiten der hier lebenden Künstler*innen werden in Karlsruhes äußerst zahlreichen Produzentengalerien und Off Spaces gezeigt. Momentan erklärt das Kulturamt, die Kosten seien zu hoch. Wir finden, es ist eine Frage der Gerechtigkeit, für seine Leistung bezahlt zu werden – wir Künstler*innen fordern das seit mehr als 50 Jahren. Es macht uns sehr traurig zu sehen, wie die Kommune leichten Herzens anderen die Lösung zuschiebt. Wir hoffen, die Politik entscheidet im Sinne der hier arbeitenden Künstler*innen, im Sinne unseres Publikums und damit im Sinne der Stadt!
Lisa Bergmann / BBK
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Team
Redaktion: Jakob Siegmund & Linus Muckel
Fotos: Karla Maria Wieland & Max Schwab
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