Mit der Konzertreihe Lauschattacke in der Scenario Halle im Kulturzentrum Tempel wird Raum für frischen Sound von jungen Bands geschaffen. Dabei werden keine Genregrenzen gesetzt, sondern allein die Qualität der Bands überzeugt. „Es geht darum sich auf Neues einzulassen, seinen Horizont zu erweitern und vielleicht die neue Lieblingsband zu hören“, so Ania Berger die verantwortliche Veranstalterin. Und weil uns das Konzept so überzeugt, könnt ihr unten das Interview mit Ania nachlesen. Das bisherige Line-Up gab einiges her, so waren bereits in der ersten Runde die Hamburger Jungs von WILLHELM TELL ME zu hören, die in ihren schwelgerischen Pop-Nummern die feine Sehnsucht nach großer Weite in der Enge des Alltags vertonen. In der zweiten Runde standen TWO WOODEN STONES auf der Bühne und damit eine geballte Ladung „Acoustic-Freak-Folk-Rock“. Sie verbinden verschiedene Genres wie Folk, Weltmusik und Rock zu ihrem eigenen fesselendem Sound. Feinsten deutschen Hip-Hop gab es dann in der dritten Runde von den Lokalmatadoren OTTO NORMAL zu hören.
Die kommende Ausgabe der Konzertreihe wartet am nächsten Freitag den 16.05.2014 mit der aufstrebenden Mannheimer Band BLED WHITE auf. BLED WHITE verstehen es große Soundwände aufzubauen, die im nächsten Moment zusammenbrechen und bewegt sich gekonnt im musikalischen Spektrum zwischen Akustikballaden, düsterem Elektrofolk, großspurigen Streicher Pathos und Synthie-Pop-Anleihen. Spannungsgeladene Mischung das Ganze und immer gefühlt kurz vor dem Zusammenbruch. Falls ihr mehr zu BLED WHITE erfahren wollt, schaut euch das hervorragend intime Introducing an:
Hier gibts noch was auf die Ohren, der Song “Broken Hearts” aus der “Audrey EP” von BLED WHITE:
Veranstalterin Ania Berger, verantwortlich für die Lauschattacke, ist es jedoch auch immer wichtig, eine lokale Band mit ins Boot zu holen, um dieser eine Bühne zu bieten. Mit dabei bei der kommenden Ausgabe ist die Karlsruher Singer/Songwriterin PETITE ROUGE, die mit viel Ehrlichkeit und Gefühl ihre handgemachten Songs präsentiert und dabei die Herzen aller Feist und Damien Rice Anhänger höher schlagen lässt. Hier könnt ihr ein Interview mit PETITE ROUGE anschauen:
Interview Ania Berger vom Kulturzentrum Tempel
Wie kam es zu deiner Reihe Lauschattacke? Wie kamst du zum Tempel?
Ania: „Ich bin zum Tempel gekommen wegen Tempel Tanzfestivals im November und war da zuständig für die Organisation und Betreuung. Schon da war klar, dass ich länger bleiben werde. Irgendwann haben der Geschäftsführer Martin Holder und ich beschlossen, da ich ständig mit neuen Vorschlägen kam von völlig unbekannten Bands, dass man das Ganze nur über eine Reihe etablieren kann. Und deswegen wollten wir eine extra Plattform schaffen. Das Ganze funktioniert ja nur in Form einer Reihe, dass das Publikum weiß, egal ob ich die Band kenne, ich geh hin und lass mich überraschen. Oder einfach weil man Lust hat auf neue Musik, egal ob es jetzt sein Bereich ist. Wir haben ja auch bereits eine “Soulcafé-Reihe”, die ja auch schon was anderes bietet, sowie die etablierte Reihe „Vereinsheim Baldu“. Da haben wir teilweise die gleiche Zielgruppe, die sich überschneidet, jetzt versuchen wir noch andere Leute dazuzugewinnen.”
Warum der Name? Wie ist der gemeint?
Da kann gerne jeder reinlegen, was er hinein interpretieren möchte. Wir haben jetzt schon ein paar Namen probiert. Ich find es immer extrem schwierig dem Ganzen überhaupt einen Namen zu geben, gerade weil die Leute dann das Ganze mit etwas Speziellem verbinden möchten. Lauschattacke ist wegen des Widerspruchs in sich Zustande gekommen. Auch weil es eine Reihe ist, aber kein festes Genre im Fokus hat. Ich wusste ja selbst nicht, wohin es geht und da wollte ich mir selbst keine Steine in den Weg legen. Wenn ich zum Beispiel sage, ich buche nur Indie-Pop und dann aber eine Reggae-Band hab, die total gute Musik macht und alle anderen Anforderungen erfüllen würde, die müsste ich dann draußen lassen. Wobei es aber auch oft schwierig ist, weil vielleicht wär´s einfacher, wenn man so was von vornherein eingrenzt, aber ich hab gesagt wir probieren das jetzt kreuz und quer. Und wenn man es dann weiterführt wird man sehen wie man sich da weiterhin ausrichten kann, aber zu Anfang sollte es offen sein.
Wie laufen die Events bis jetzt?
Ania:”Die Events laufen bis jetzt ok. Die Resonanz ist, dass die Leute langsam was mit der Reihe anfangen können und sie ihnen ein Begriff ist. Aber die Frequenz der Leute ist immer noch abhängig von der Musik. Das kann man jetzt noch nicht sagen, dass die Leute einfach kommen, weil da was ist, sondern die Leute kommen schon, weil sie die Band kennen oder auch nicht kennen, aber zumindest die Musikrichtung gut finden. Also das merkt man schon noch.”
Was ist die Idee hinter der Reihe?
Ania: “Die Idee ist, dass ich gerne Leute buchen wollte, die keiner kennt, die aber großartige Musik machen. Die Grundidee ist jeden buchen zu können, der gut ist, ohne diesen Druck “Da kommen nur so und so viel Leute”, sondern nur die Qualität der Musik entscheidet darüber. Und der lokale Support dient auch dafür, dass die Leute aus Karlsruhe auch kommen. Willhelm Tell Me zum Beispiel waren eigentlich selbst verwundert, dass sie so wenige kennen, doch ihre Songs kennen sehr viele. Natürlich geht’s auch darum, den lokalen Künstlern eine Bühne zu bieten. Bisher war es so, dass die lokalen Bands den Support übernehmen, aber das ist natürlich auch andersrum vorstellbar. Lokale Bands werden ja auch schon oft durch Initiativen oder andere Plattformen gefördert. Mir geht’s da immer darum, dass da einfach die Musik passt.”
Wo willst du mit der Veranstaltung in Zukunft hin?
Ania:”Also wir haben jetzt mal darüber geredet, dass wir im Herbst mal ein Lauschattacke-Festival machen könnten. Dass man zum Beispiel ein Wochenende mit vier Bands machen könnte, die man dann auch bunter mischen kann. Und da könnte man dann vielleicht auch einen größeren Headliner buchen. Aber das steht noch alles in den Sternen.”
Was macht ein gutes Konzert aus?
Ania:”Wenn man Heim geht und einfach total glücklich ist, nur wegen dem Konzert. Wenn man die Stimmung vom Konzert noch so mitnimmt und zu keinem Zeitpunkt genervt oder gelangweilt war, warum auch immer. Und das noch so mit sich trägt. Das sind dann auch so die Konzerte, über die man auch noch Jahre später erzählt, weil die so cool waren.”
Wie kommst du zu den Künstlern? Was ist dir bei der Auswahl wichtig?
Ania:”Es ist eine Mischung aus Angebot und Nachfrage. Es gibt Leute oder Bands, die man im Kopf hat und dann auch anfragt, aber es gibt auch Bands, die selbst anfragen. Es ist so eine Mischung. Was dann am Ende wirklich realisiert wird, hängt wirklich von vielen Faktoren ab, von beiden Seiten also Veranstalter, Booking und Band, da scheiden schon viele Sachen aus. Und Budget ist natürlich auch immer eine Sache, wobei das bei der Reihe nicht so das Problem ist, da die Bands ja relativ unbekannt sind. Und durch den Vereinscharakter sind wir ja nicht auf große Einnahmen aus. Das würde jetzt so bei einem rein kommerziell ausgerichteten Veranstalter natürlich so nicht funktionieren. Das ist das Schöne an einem Verein, dass da nicht so ein Druck herrscht.”
Kommst du als Veranstalter überhaupt dazu dir ein Konzert richtig anzuschauen?
Ania:”Das ist jetzt nicht stressig, aber auch jeden Fall nimmt man das anders war als Gast. Es ist nicht wie, wenn ich privat auf ein Konzert gehe. Wenn das Konzert läuft bin ich vielleicht mal kurz weg und mach irgendwas, aber ansonsten schau ich mir das schon an. Was soll ich da auch noch rumrennen, es ist ja schon alles gemacht. In dem Moment hab ich ja auch keine Macht mehr, da kann ich nichts mehr machen. Da kann es die Band verkacken, der Techniker, aber ich kann da nichts mehr machen. Ich fühle mich trotzdem verantwortlich, aber ich kann dann nichts mehr machen.”
Wie siehst du das Karlsruher Publikum? Ist es wirklich so faul wie sein Ruf?
Ania:”Also es ist schon Publikum da, aber im Verhältnis zu Größe der Stadt nicht so viel, wie es sein könnte. Und dann schimpfen zwar viele, dass es, wenn man was machen will, kein Angebot gibt. Aber es gibt einfach zu viele Angebote und dann auch noch zu viel für die gleiche Zielgruppe. Dann kann man schauen, wo man hingeht. Aber man kann halt nicht an einem Abend auf drei Konzerte gehen oder schon an einem Wochenende schon nicht. Die Leute gehen vielleicht teilweise zweimal im Monat auf ein Konzert. Und deswegen ist es oft einfach zu viel Programm für das gleiche Publikum. Dem Publikum, das ständig unterwegs ist, kann man nicht vorwerfen, dass es wenig unterwegs ist. Es ist oft einfach zu viel. Für das Potenzial der Stadt ist es aber insgesamt eher weniger, wenn man in kleinere Städte wie Freiburg, Mannheim oder Heidelberg schaut. Das ist oft ein bisschen schade.”
Danke für das Gespräch und viel Glück mit deiner Konzertreihe in Zukunft!
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