Interview | Daria Mille vom Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) über die Ausstellung »CRITICAL ZONES«

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Mit diesem Artikel möchten wir auf eine spannende und äußerst wichtige Ausstellung hinweisen, die noch bis zum 08.08.2021 im ZKM zu sehen ist: »CRITICAL ZONES – Horizonte einer neuen Erdpolitik«. Dabei handelt es sich um eine Gedankenausstellung die dazu einlädt, sich mit der kritischen Lage der Erde auf vielfältige Art und Weise zu befassen und neue Modi des Zusammenlebens zwischen allen Lebensformen zu erkunden. Warum es sich lohnt diese Ausstellung – und wenn nur auf digitalem Wege – aufzusuchen, wie man sich den Kurationsprozess vorstellen kann und warum sich das ZKM diesem großen Thema überhaupt angenommen hat, erklärt uns die wissenschaftliche Mitarbeiterin Daria Mille die am ZKM auch als Kuratorin tätig ist. Außerdem äußert sie sich zum Status Quo der Karlsruher Kunstszene und was sie sich für den Kunststandort Karlsruhe wünsche würde.
„Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik«
Territorial Agency, »Oceans in Transformation. The Architecture of the Continental Shelf«, 2019–2020 – 7-Kanal-Videoinstallation, Farbe
Sarah Sze, »Flash Point (Timekeeper)«, 2018
Mixed-Media-Installation, Holz, Edelstahl, Videoprojektoren, Acryl, Archiv-Pigmentdrucke, Keramik und Klebeband
Privatsammlung

Mit diesem Artikel möchten wir auf eine spannende und äußerst wichtige Ausstellung hinweisen, die noch bis zum 08.08.2021 im ZKM zu sehen ist: »CRITICAL ZONES – Horizonte einer neuen Erdpolitik«. Dabei handelt es sich um eine Gedankenausstellung, die dazu einlädt, sich mit der kritischen Lage der Erde auf vielfältige Art und Weise zu befassen und neue Modi des Zusammenlebens zwischen allen Lebensformen zu erkunden.

Warum es sich lohnt diese Ausstellung – wenn auch nur auf digitalem Wege – aufzusuchen, wie man sich den Kurationsprozess vorstellen kann und warum sich das ZKM diesem großen Thema überhaupt angenommen hat, erklärt uns die wissenschaftliche Mitarbeiterin Daria Mille, die am ZKM auch als Kuratorin tätig ist. Außerdem äußert sie sich zum Status quo der Karlsruher Kunstszene und was sie sich für den Kunststandort Karlsruhe wünschen würde.

Wer bist Du und was machst Du? 

Seit 2013 bin ich als Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe tätig. Zuvor war ich kuratorische Assistentin der künstlerischen Leitung der 3. und 4. Moskauer Biennale für zeitgenössische Kunst und absolvierte mein wissenschaftliches Volontariat im kuratorischen Bereich des ZKM.

Ursprünglich stamme ich aus Sankt Petersburg in Russland. Nach meinem Studium der Kunstgeschichte dort und dem weiterführenden Studium des Kulturmanagements in Weimar und Paris hat es mich überraschend nach Karlsruhe verschlagen. Einmal war ich hier bereits vorher gewesen, um Boris Groys für meine Diplomarbeit zu interviewen, als er noch an der HfG unterrichtete. Ich habe aber nie erwartet, dass ich längerfristig nach Karlsruhe umziehen werde. In den zehn Jahren meines Aufenthaltes in Karlsruhe habe ich gelernt, diese Stadt zu schätzen und habe viele Gemeinsamkeiten zu meiner Heimatstadt – in der barocken Planung aber auch in der Architektur und Kulturszene – entdecken können. 

Im Fokus meiner Interessen stehen Fragestellungen an der Schnittstelle zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie und zuletzt war ich Mitglied des kuratorischen Komitees der Ausstellung »Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik«, über die ich hier berichten werde. Dies ist bereits die zweite vom französischen Philosophen und Soziologen Bruno Latour, einer der wichtigsten Denker der heutigen Zeit, am ZKM kuratierte Ausstellung, die ich betreuen darf. Die erste war »Reset Modernity!«, die 2016 im Rahmen des Globale-Festivals am ZKM stattfand.

Was erwartet die Besucher der Ausstellung »Critical Zones«?

Die Ausstellung »Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik« wurde von Bruno Latour initiiert und knüpft thematisch an seine jahrelange Forschung zum Projekt der Moderne und ökologischen Fragen an – die eklatanten klimatischen ökologischen Mutationen sowie deren Verbindung zu aktuellen geopolitischen Krisen – und fragt danach, welche Veränderungen es braucht, um diese Krise zu überwinden. Das Projekt der Moderne ließ uns sozusagen in der Luft hängen. Wir haben die materiellen Bedingungen unseres Lebensstils und Wohlstands außer Acht gelassen und so müssen wir jetzt wieder zurück auf der Erde »landen« und unsere Beziehungen zu unserem Lebensraum komplett überdenken.

Bei der Konzeption der Ausstellung war es uns wichtig, nicht den Status quo zu beschreiben (die schrecklichen Bilder der durch Menschen zerstörten Ökosysteme sind uns allen bekannt, sie führen aber nicht zum Wandel), sondern bei einem Perspektivwechsel anzusetzen. Die tiefe ökologische Krise (von der die Corona-Krise ein Teil ist), führt uns vor Augen, dass wir nicht so weitermachen können, wie bis jetzt. Deshalb fragen wir in der Ausstellung: Auf welchem Territorium wollen wir landen? Wovon hängen wir ab? Wie können wir terrestrisch werden und uns den vielfältigen Verstrickungen vergewissern, die die Welt, in der wir leben, prägen? Welche Erdpolitik braucht es, damit der Planet Erde in Zukunft bewohnbar bleibt? Wenn man Antworten auf diese Fragen für sich formuliert hat, dann versteht man besser, für was man einsteht, wenn es darum geht, Land und Lebensraum zu schützen. 

Der Globus bestimmte bisher unser Verhältnis zur Erde. Viele Menschen denken sofort an den Globus, wenn sie gebeten werden, die Welt, in der sie leben, zu beschreiben. Diese Vorstellung ist u.a. vom vielleicht bekanntesten Foto der Erde geprägt – der sogenannten »Blue Marble«. Das Foto wurde 1972 von der Besatzung der Apollo-17-Mission aus einer Entfernung von rund 45.000 Kilometer aufgenommen. Bereits 1968 wurde eine Ansicht der Erde aus dem Weltall auf dem Cover der ersten Ausgabe des einflussreichen »Whole Earth Catalog« abgebildet. In den 1970er-Jahren wurde »Blue Marble« auf die Fahnen der Umweltschutzbewegung geschrieben und auf Postern, T-Shirts etc. reproduziert.

Alexandra Arènes / Soheil Hajmirbaba (SOC –Société d’Objets Cartographiques atelier shaā), »Critical Zone Observatory Space«, 2018–2020
Mixed-Media-Installation, Videos, Modelle, Objekte

Aber wir müssen uns ernsthaft hinterfragen, was dieses Bild uns genau zeigt. Die Erde ist darauf als ein astronomischer Körper unter vielen gezeigt, gesehen von einer unmöglichen Perspektive von außerhalb und in Distanz zu uns. Das ist ein Bild, das unser Verhältnis zu unserer Lebenswelt als ein distanziertes, mechanisches und vor allem beherrschbares schildert. Hier setzt Bruno Latour mit dem Begriff der »Kritischen Zone« an und fordert auf, einzusehen, dass wir uns nicht auf dem Globus, sondern innerhalb dieser Kritischen Zone, eingebettet in deren vielfältige, dynamische Prozesse, befinden. Der Begriff selbst ist aus den Geowissenschaften übernommen und bezeichnet »die durchlässige oberflächennahe Schicht der Erde – von den Wipfeln der Bäume bis zum Boden des Grundwassers. Die Kritische Zone ist eine lebende, atmende, sich ständig weiterentwickelnde Grenzschicht, in der Gestein, Boden, Wasser, Luft und lebende Organismen interagieren« (Definition des Critical Zones Observatories U.S. NSF National Program). Sie ist eine fragile und hoch reaktive Membran, in der sich alles Leben entwickelt hat bzw. in der es die eigenen Bedingungen für sein Überleben geschaffen hat.

Vordergrund: Nurit Bar-Shai, »Objectivity [Tentative]«, 2010–fortlaufend
Installation, Petrischalen, Nährmedien, leblose Mikroorganismen

In der Ausstellung folgen wir den Wissenschaftler*innen der Critical Zones Observatories (der auf der ganzen Welt verteilten naturwissenschaftlichen Beobachtungszentren) aber auch Alexander von Humboldt, der Natur als „Alles in Wechselwirkung« beschreibt, sowie den wissenschaftlichen Pionierleistungen des Chemikers James Lovelock und der Evolutionsbiologin Lynn Margulis, die gemeinsam die Gaia-Hypothese aufgestellt haben. Besonders Lynn Margulis’ Arbeiten zu Endosymbiose und Holobionten und ihre Theorie des symbiotischen Planeten sind hochaktuelle Anhaltspunkte, um über neue Formen des Zusammenlebens und der Politik einen gemeinsamen Grund zu schaffen.

In der Ausstellung haben wir also den Versuch unternommen, zusammen mit den KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen, Bilder und Vorstellungen für diesen Wechsel vom Globus in die Kritische Zone, in diese verletzbare und prekäre Hülle allen Lebens, zu finden. Wir brauchen neue Bilder, neue Allianzen zwischen unterschiedlichen Wissenschaften und Künsten, um diese neue Vorstellung über unseren Lebensraum sinnlich darzustellen! 

Die Ausstellung im ZKM erstreckt sich auf zwei Stockwerke in den Lichthöfen 1+2 des ZKM. Es werden mehrere künstlerische Neuproduktionen, Multimediainstallationen und Videoarbeiten, aber auch zum Beispiel historische Bücher und Gemälde präsentiert. Da das Museum nun aufgrund der aktuellen Corona-Situation vorerst für das Publikum geschlossen bleibt, besteht die Möglichkeit, die Ausstellung über die digitale Plattform critical-zones.zkm.de, die als Ausstellungsraum im Internet komplementär zum physischen Raum fungiert, zu besichtigen.

Gemäß dem von Bruno Latour geprägten Begriff des »Neuen Klimaregimes« möchte die Ausstellung nicht nur auf ökologische Krisen und Fragen der Politik und Kulturgeschichte aufmerksam machen, sondern auch einen ethischen und erkenntnistheoretischen Perspektivenwechsel anregen und damit die Debatte zu einer neuen Erdpolitik anstoßen. Warum habt ihr euch dazu entschlossen, diese großen Themen in einer Ausstellung im ZKM zu behandeln? Was hat euch dazu motiviert?

»Critical Zones« ist eine Gedankenausstellung, die im Modus eines Observatoriums eingerichtet wurde. Dieser Begriff wurde von Bruno Latour und Peter Weibel in früheren Kooperationen am ZKM entwickelt, um ein spezifisches Format der Ausstellung zu bezeichnen (dazu zählen die Ausstellungen »Iconoclash« (2002), »Making Things Public« (2005) und »Reset Modernity!« (2016)). Gedankenausstellung ist die Kombination aus einem Gedankenexperiment und einer Ausstellung, die es ermöglicht, eine bestimmte Situation in einem Experiment bezogen auf einen kleinen Raum der Ausstellung auszutesten.

In »Critical Zones« werden die Besucher*innen zu Beobachter*innen, die zusammen mit den Wissenschaftler*innen Prozesse und Interaktionen in der Kritischen Zone beobachten. Diese fiktive Modellsituation hat ihren Ausgangspunkt in den realen Critical Zone Observatories – einem Netzwerk von Beobachtungsstationen, die von interdisziplinären Wissenschaftler*innenteams betrieben werden. Das Konzept des Observatoriums weist auch auf eine andere Art von Sensibilität und Einstellung in Bezug auf alle Lebensformen hin, die in der Kritischen Zone zusammenleben. Wie uns die lateinische Etymologie des Wortes »observare« erinnert, bedeutet es nicht nur »beobachten«, sondern auch »auf etwas achten«, »schätzen«, »umsorgen«. Es geht also nicht darum, das Untersuchungsobjekt aus der Ferne zu beobachten, sondern vielmehr darum, sich aktiv in die Prozesse der sich ständig weiterentwickelnden Kritischen Zone einzutauchen. Wir leben nicht nur innerhalb der Kritischen Zone, sozusagen in der Erde, sondern von der Erde und dadurch verändern wir unseren Lebensraum. So entsteht ein Feedback zwischen unserem Handeln und der Reaktion der Erde. In der Ausstellung erweitert sich das Konzept des Observatoriums zu der philosophischen und gesellschaftlichen Frage, welche Modi der Neuorientierung in Zeiten des neuen Klimaregimes entwickelt werden können und wie wir ein teilnehmendes Verhältnis unserer selbst zu unserer Lebenswelt, zu den Verstrickungen des Lebens in der Kritischen Zone entwickeln können.

Und wie Bruno Latour selbst schreibt: »I am also working on this topic because it is incredibly urgent. The urgency has continued to increase, but people’s sensitivity has not followed suit. This is why you need an exhibition to modify the repertoire by which we become sensitive to this urgency.« (Quelle)

Forensic Architecture, »Cloud Studies«, 2020
Videoinstallation, Farbe, Ton
In Kooperation mit dem ZKM | Karlsruhe und Bruno Latour

Die Ausstellung läuft bereits seit dem 23.05.2020: Wie wird die Ausstellung bislang angenommen und welches Werk scheint die Besucher*innen besonders zu faszinieren?

Die Ausstellung wird gut angenommen, sowohl vom Fachpublikum als auch von unseren Besucher*innen. Allerdings erschließt sie sich einem nicht von alleine und weigert sich, schnell konsumiert zu werden. Um die existenziellen Fragen, die die Ausstellung stellt, zu beantworten, und komplexe Zusammenhänge nachvollziehen zu können, wird nach Aufmerksamkeit und Zeit verlangt. Speziell dafür haben wir ein Fieldbook entwickelt, das durch die Ausstellung führen soll (es steht unseren Besucher*innen auch als papiersparende digitale Version zum Download zur Verfügung). 

Besonders scheinen die Salzsäulen von »Fossil Future Spaces« von Julian Charrière die Besucher*innen zu faszinieren. Die Arbeit besteht aus Salzblöcken und Acrylbehältern, die mit Lithiumlauge gefüllt sind. Sie wurden in den bolivianischen Anden aus dem Salar de Uyuni, der größten Salzpfanne der Welt, extrahiert. In dieser Salzpfanne soll ein Drittel der weltweiten Vorkommen an Lithium lagern, das für die Herstellung von Batterien für beispielsweise digitale Geräte essentiell ist. Angesichts des wirtschaftlichen Potenzials, das im Abbau von Lithium für die Wirtschaft liegt, müssen wir uns fragen, wie lange diese faszinierende Landschaft noch existieren wird. Diese Arbeit, die unseren Umgang mit den Ressourcen anderer Territorien thematisiert, spricht anscheinend thematisch und ästhetisch etwas an, wofür sich viele Besucher*innen sehr interessieren und etwas, was uns alle betrifft. 

Julian Charrière, »Future Fossil Spaces«, 2017
Installation, Lithiumablagerungen, Salzklumpen
Dittrich & Schlechtriem, Berlin, Rick Collection und Studio Julian Charrière

Im digitalen Raum wird unser Programm ebenso außergewöhnlich warm von den Zuschauer*innen angenommen. In der Telegram-Gruppe, die die digitalen Veranstaltungen begleitet, zkm_criticalzones, zählen wir bereits 1200 Mitglieder!

Wie kann man sich den Prozess der Kuration vorstellen? Über welchen Zeitraum habt ihr diese Ausstellung vorbereitet und welche Kriterien waren für euch bei der Auswahl der Künstler*innen entscheidend?

Die Ausstellung ist das Ergebnis einer zweijährigen Forschungsarbeit von Bruno Latour. Dieses Projekt ist von seiner Art her ein Gemeinschaftsprojekt. Es wurde in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen und Forschungsinstituten sowie Projektpartner*innen erarbeitet: mit dem Geochemiker Jérôme Gaillardet vom Institut de Physique du Globe de Paris, dem Kunsthistoriker Joseph Koerner von der Harvard University, mit Marie-Claire Pierret, die das Hydrogeochemische Umweltobservatorium – Wassereinzugsgebiet Strengbach leitet und mit vielen anderen.

Auch der Prozess des Kuratierens war in diesem Fall ein kollaboratives Projekt, in dem unterschiedliches Wissen und Kompetenzen sich gegenseitig ergänzten. Es gab ein kuratorisches Team, das aus Bruno Latour, Peter Weibel, Martin Guinard und Bettina Korintenberg besteht und von einem erweiterten interdisziplinären kuratorischen Komitee unterstützt wurde. 

Kunst, Wissenschaft und das Wissen von Gemeinschaften kommen in der Ausstellung zusammen und wir initiieren gemeinsam eine Suchbewegung danach, was es bedeutet, terrestrisch zu sein, wie wir in Zukunft zusammenleben können und wollen, und wie sich ein solches neues Weltbild artikulieren könnte. Wir müssen eine gemeinsame Handlungsgrundlage innerhalb der Kritischen Zone schaffen, um uns neu auf diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse auszurichten, die so tief greifende Auswirkungen auf unser Weltbild haben. Aus diesem Grund haben wir in der Ausstellung auch einen Bereich eingerichtet, in dem u.a. das Netzwerk der Initiativen (lokale Vereine, Initiativen und Organisationen) ihre Aktivitäten durchführen könnte, aber auch andere Veranstaltungen und Workshops stattfinden können, in die Besucher*innen involviert werden.

Das Museum wird zum Ort des Wissensaustauschs und -erwerbs, in dem das Kunstpublikum und Expert*innen neue Perspektiven auf kritische Fragen gemeinsam erarbeiten können. Leider sind diese Aktivitäten wegen der Corona-Pandemie nur sehr beschränkt möglich und wir mussten den größten unseres Aktivierungsprogramms zur Ausstellung in den digitalen Raum verschieben (weitere Informationen dazu gibt es hier)

Welche Künstler*innen aus Karlsruhe sind mit einem Kunstwerk Teil der »Critical Zones« -Ausstellung?

Unter der Leitung von Bruno Latour arbeiteten die Teilnehmer*innen des Forschungsseminars „Critical Zones« an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe sowohl konzeptionell als auch mit konkreten Beiträgen an der Vorbereitung der Ausstellung im ZKM. Viele der Studierenden – u.a. Künstler*innen, Theoretiker*innen und Kulturschaffende – haben Beiträge zum umfangreichen Ausstellungskatalog geleistet. Einige der Forschungsergebnisse sind außerdem auf der ZKM-Website unter den Themenseiten dokumentiert und abrufbar. Dazu haben Yohji Suzuki, Michail Rybakov, Hanna Jurisch, Mira Hirtz, Jandra Böttger und Lena Reitschuster, Francesca Romana Audretsch, Johanna Ziebritzki und Anne Schreiber beigetragen. Es war wichtig, viele unterschiedliche Stimmen in die Ausstellungsvorbereitung einzubeziehen, da wir erst am Anfang davon stehen, diese neue Welt, in der alle Lebensformen miteinander verstrickt sind, zu beschreiben und zu verstehen. Die Kooperation mit der HfG wird durch die Präsentation des »Bio Design Lab«, das von Jan Boelen, Lisa Ertel und Anne-Sophie Oberkrome entwickelt wurde, erweitert.

Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, »Bio Design Lab«, 2020
Mixed-Media-Installation
Produziert in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Karlsruhe
Projektleitung Jan Boelen, Anne-Sophie Oberkrome und Lisa Ertel

Was hier fehlt, sind international gut vernetzte Galerien, Institutionen und Initiativen, die die junge künstlerische Produktion, finanziell, mit Ausstellungsmöglichkeiten und Ateliers, aber auch mit Beratung unterstützen. Mit Lisa Bergmann als Vorsitzende des BBK hoffe ich, dass diese Institution die jungen Künstler*innen zukünftig an ihre Seite ziehen wird und diese Rolle teilweise übernehmen könnte. 

Es war uns wichtig, lokale institutionelle Partner mit ihrer herausragenden Expertise und großzügigen Leihgaben einzubeziehen. So wirkten bei der Ausstellungsvorbereitung und Realisierung die Staatliche Kunsthalle und das Staatliche Museum für Naturkunde mit. 

Ausstellungssektion »Erdkunde« mit Leihgaben aus der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Welchen Eindruck macht die Karlsruher Kunstszene auf dich? Wie würdest Du die Qualität und das Niveau in Karlsruhe beschreiben und im Vergleich zu anderen Kunststandorten einordnen? 

Ich habe das Gefühl, dass die Karlsruher Kunstszene viel Potenzial hat, welches jedoch nicht komplett ausgeschöpft wird. Zum einen hat die Stadt mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, der Hochschule für Gestaltung sowie der Hochschule für Musik bestimmt viele kreative Ideen. Ebenso mangelt es nicht an kunstinteressiertem Publikum. Zum anderen haben in den letzten Jahren einige kommerzielle Galerien die Stadt verlassen, da es an anderen Standorten offensichtlich bessere Verkaufschancen und Netzwerke gibt.

Was würdest Du Dir für die Karlsruher Kunstszene wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass es mehr Austausch zwischen den Institutionen in Karlsruhe geben würde, dass sie sich auch inhaltlich vernetzen. In der Praxis erweist sich das als schwierig, da alle Institutionen viel mit eigenen Fragen beschäftigt sind. Es wäre für das Klima in der Kunstszene äußerst produktiv. 

Warum sollte man die aktuelle Ausstellung »Critical Zones« nicht verpassen?

Sie bringt wichtige Einsichten in Fragen, die uns absolut alle betreffen!

Vielen Dank für das Interview.

> Critical Zones Ausstellung im ZKM / digitale Ausstellung

> Website des ZKM Karlsruhe

> Instagram

> Youtube

[Bei diesem Artikel handelt es sich um ein bezahltes Advertorial.]

Foto Credits:

Und hier noch die Datei und die Creditline für das Keyvisual:
»Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik«
© Frédérique Aït-Touati, Alexandra Arènes, Axelle Grégoire, ZKM | Karlsruhe

Territorial Agency, »Oceans in Transformation. The Architecture of the Continental Shelf«, 2019–2020
7-Kanal-Videoinstallation, Farbe
© Territorial Agency, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Sarah Sze, »Flash Point (Timekeeper)«, 2018
Mixed-Media-Installation, Holz, Edelstahl, Videoprojektoren, Acryl, Archiv-Pigmentdrucke, Keramik und Klebeband
Privatsammlung
© Sarah Sze, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Alexandra Arènes / Soheil Hajmirbaba (SOC –Société d’Objets Cartographiques atelier shaā), »Critical Zone Observatory Space«, 2018–2020
Mixed-Media-Installation, Videos, Modelle, Objekte
© Alexandra Arènes, Soheil Hajmirbaba, mit ZKM | Karlsruhe, SOC, OZCAR (Observatoires de la Zone Critique: Application et Recherche), OHGE (L’Observatoire Hydro-Géochimique de l’Environnement). Film: S. Levy; Ton: P. Franke; Film Assistenz: F. Vivet; Karten: A. Arènes & A. Grégoire; Animation: J. Damourette & S. Levy; Musik: G. Lorieux; Modelle: R. Hauray & M. Hajmirbaba, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Vordergrund: Nurit Bar-Shai, »Objectivity [Tentative]«, 2010–fortlaufend
Installation, Petrischalen, Nährmedien, leblose Mikroorganismen
© Nurit Bar-Shai
Hintergrund: Archivmaterialien zum Werk von James Lovelock und Lynn Margulis
© James Lovelock / Science Museum / Science & Society Picture Library, © Estate of Lynn Margulis, ZKM | Karlsruhe, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Forensic Architecture, »Cloud Studies«, 2020
Videoinstallation, Farbe, Ton
In Kooperation mit dem ZKM | Karlsruhe und Bruno Latour
© Forensic Architecture, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Julian Charrière, »Future Fossil Spaces«, 2017
Installation, Lithiumablagerungen, Salzklumpen
Dittrich & Schlechtriem, Berlin, Rick Collection und Studio Julian Charrière
© Julian Charrière, © VG Bild-Kunst, 2020 © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, »Bio Design Lab«, 2020
Mixed-Media-Installation
Produziert in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Karlsruhe
Projektleitung Jan Boelen, Anne-Sophie Oberkrome und Lisa Ertel
© Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

Ausstellungssektion »Erdkunde« mit Leihgaben aus der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, © ZKM | Karlsruhe, Foto: Tobias Wootton

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