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Schaffe, schaffe, impäct mache! Das Impact Hub Karlsruhe hat es sich zur Aufgabe gemacht, besseres Wirtschaften zu fördern. Wir haben zwei der Vorstandsmitglieder getroffen. Im Interview erzählen uns Maria Fritz und Anton Baranowski von ihrer Mission, soziales Unternehmertum und nachhaltige Innovationen in der Region zu unterstützen. Lest selbst, um mehr über ihre Programme und Visionen zu erfahren!

Wer seid ihr und was macht ihr?

Maria: Ich bin Maria Fritz und Mitgründerin und Vorständin von der Impact Hub Karlsruhe Genossenschaft. Ich habe einen Master im Bereich Nachhaltige Entwicklung und nachhaltiges Unternehmertum und habe ansonsten auch eine große Leidenschaft für regionale Ernährungssysteme.

Anton: Ich bin Anton Baranowski, der zweite von 5 Mitgründer:innen und ebenfalls Vorstand beim Impact Hub Karlsruhe. Als studierter Wirtschaftswissenschaftler habe ich in Frankfurt einige Jahre in einer Management- und IT-Beratung für Banken gearbeitet. Seit 2020 habe ich diverse Projekte im Entrepreneurship-Umfeld umgesetzt.

“Nachhaltigkeitsthemen sind viel zu dringend, um immer alles auszudiskutieren”

Was kann man sich unter dem Impact Hub vorstellen? Wie hat alles angefangen?

Maria: Impact Hub heißt wörtlich übersetzt Ort der Wirkung, und wir bieten eine Heimat für alles und alle, die an besserem Wirtschaften arbeiten. Unser Motto ist auch “Schaffe, schaffe, impäct mache!”. Wir sind einer von über 110 Impact Hubs auf der ganzen Welt, auf allen Kontinenten, und gemeinsam setzen wir auf echte Zusammenarbeit und Innovation um “Impact at scale”, also Wirkung in großem und schnellem Maße zu erreichen. Die Impact Hubs machen das schon seit über 15 Jahren. Hier in Karlsruhe haben wir 5 Gründer uns 2021 kennengelernt und haben dann 2022 den Hub hier in Form einer Genossenschaft gegründet.

Anton: Und was machen wir praktisch? Drei Dinge: wir bieten Räumlichkeiten zum Coworken, für Workshops und für Events an. Wir organisieren eigene Veranstaltungen rundum das Thema Nachhaltigkeit und wir führen Weiterbildungs- und Workshopprogramme durch.

Kann man euer Motto “Schaffe schaffe Impact mache” wörtlich nehmen?

Maria: Allerdings, wir bringen uns als Vorstände auch mit viel Herzblut und Freizeit ein, also da wird schon viel geschafft. Gerade jetzt bei den neuen Räumen waren auch Familie & Freunde gefragt.
Wir glauben grundsätzlich ans Tun und Ausprobieren, wir wollen vorwärts kommen und Wirkung sehen. Die Nachhaltigkeitsthemen sind viel zu dringend, um immer alles auszudiskutieren oder sich an Dogmatismus aufzuhalten. Außerdem konnten wir mit den Erfahrungen und Ressourcen des Impact Hub Netzwerks einfach schon erfolgreiche Formate und Lösungen hierher in die Region bringen, da kriegen wir schneller was geschafft, als wenn jeder wieder das Rad neu erfindet.

Was ist euer Konzept? Welche Idee steckt dahinter?

Anton: Den entscheidenden Hebel von “Impact at Scale” sehen wir ja in der Wirtschaft. Denn Nachhaltigkeit umfasst unserer Sicht nach eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Orientierung. Unser Coworking Space in der Karlsruher Innenstadt soll gerne als erste Anlaufstelle und quasi Heimat für unsere Community dienen, das sind oft freiberuflich Selbständige, Projektmanager, Gründer:innen. Wie gesagt, veranstalten wir dazu noch diverse Events rundum Nachhatliges Wirtschaften, z.B. das monatliche Open House Event, die Sustainability Networking Night oder das Social Entreperneurship Netzwerktreffen. Im Zentrum stehen aber unsere Programme, also die Weiterbildungs- und Workshopangebote. Diese richten sich einerseits, wie z.B. beim Climathon, an Bürger:innen, und andererseits an Gründungsinteressierte, wie beim Social Impact Award oder dem deutsch-französischen LiNK Programm. Wir wenden uns aber auch explizit an etablierte Unternehmen, die sich stärker mit Nachhaltigkeit befassen möchten, Einstiegsformate sind da z.B. Einführungsworkshops zu Nachhaltigkeit in der Wirtschaft, soziale Innovationen oder Impact Management. Umsetzungsorientierte Progamme sind CIRCO zum Thema Kreislaufwirtschaft oder “100 days of transformation”.

Maria: Als Genossenschaft wollen wir das beweisen, was wir selbst in unseren Kursen sagen. Practice what you preach also. Wir glauben, dass das die passende Rechtsform ist. Jeder kann Anteile erwerben und hat trotzdem nur ein Stimmrecht. So können wir zusammen besseres Wirtschaften in der Region fordern und fördern. Und trotzdem sind im Alltagsgeschäft Anton und ich als Vorstände aktiv und verantwortlich.

Wie groß ist euer Netzwerk?

Anton: Wir konnten zuletzt auf über 25 Genossenschaftsmitglieder anwachsen. Daneben haben wir aktuell 6 Coworker im Impact Hub. Das sind die greifbaren Zahlen. Ansonsten verstehen wir das Ökosystem für nachhaltiges Wirtschaften als offenes Konstrukt, d.h. wir ziehen keine strickte Grenze, wollen offen bleiben, da Nachhaltigkeit als Querschnittsthema inzwischen auch in anderen Netzwerken eine immer größere Rolle spielt. Ansonsten gibt es vermutlich rund 50 weitere Menschen und Organisationen, mit denen wir regelmäßig und direkt in Kontakt stehen. Darüber hinaus haben wir sicher mehr als 100 Personen, denen wir gelegentlich begegnen.

Maria: Und hier in Karlsruhe orientieren wir uns an der Reichweite der Technologieregion und der Pamina Region, d.h. wir haben Partner von Offenburg bis Straßburg, sind aber vor allem hier in Karlsruhe viel auf Veranstaltungen unterwegs. Und werden kräftig von der Wirtschaftsförderung und anderen städtischen Ämtern unterstützt, sonst hätten wir auch nicht unsere neuen Räume seit Mai.

Dann werdet ihr von der Stadt Karlsruhe unterstützt?

Anton: Allerdings, sie fördern schon seit 2 Jahren die Sustainability Networking Night, unsere Veranstaltung zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen, die alle 3 Monate im TRIANGEL Transfer | Kultur | Raum am Kronenplatz stattfindet. Außerdem erhalten wir große organisatorische als auch finanzielle Unterstützung bei unserem Standort. Wir haben das Glück im Rahmen des Projektes “City-Transformation” zur Belebung der Innenstadt-Ost beizutragen.

Wie könnte man eure Werte in drei Wörtern am besten beschreiben?

Maria: Kollaboration, Transparenz, Nachhaltigkeit

Was ist eure Vision / Mission fürs Impact Hub?

Anton: Eine bessere Wirtschaft, die gleichermaßen soziale, ökonomische und ökologische Werte schafft. Unsere Mission ist, soziales Unternehmertum & nachhaltige Innovationen in der Region Karlsruhe und darüber hinaus zu fördern und zu fordern.

Was waren und sind die größten Herausforderungen und Hindernisse bei der Gründung/Neueröffnung?

Maria: Wir haben sicher die Prozesse zur Aufnahme beim Impact Hub Netzwerk als auch zur Gründung als Genossenschaft unterschätzt. Das hat uns besonders im letzten Jahr sehr vereinnahmt. Ansonsten sind es bestimmt die üblichen Schwierigkeiten von Startups: den eigenen Mehrwert passend vermitteln zu können, rausfinden, was die Kunden wirklich brauchen und letztendlich Sales. Wir lernen stetig dazu.

Welchen Impact habt ihr bereits erzielt?

Anton: Wir können bestimmt stolz darauf sein, dass wir mit dem neuen Standort in exponierter Lage dem Thema Nachhaltigkeit super Sichtbarkeit geben dürfen. Ansonsten haben wir mit den Events und Programmen schon einige Menschen erreicht, die die Themen nun sicher fest in ihrer Agenda haben, vorneweg durch den Climathon Karlsruhe, das LiNK Programm oder die Sustainability Networking Night. Nun etabliert sich immer stärker das Social Entrepreneurship Netzwerktreffen als der Szenetreff für Sozialunternehmer*innen.

Maria: Sicher haben auch die unzähligen Gespräche mit tollen Menschen innerhalb der letzten 2 Jahre ihre positive Wirkung hinterlassen.

Welche Programme und Veranstaltungen finden bei euch so statt?

Anton: Als Regelformate werden das Social Entrepreneurship Netzwerktreffen, der Social Impact Award und das Open House Event sicher in unserem Hub stattfinden. Dennoch kooperieren wir sehr gerne und können bei der Sustainability Networking Night, dem LiNK Programm als auch dem Climathon Karlsruhe auf enge Partner zurückgreifen. Die eigenen Workshops für Unternehmen finden dann entweder im Impact Hub statt oder bei den Unternehmen vor Ort.

Was versteht ihr persönlich unter “Transformation”?

Maria: Verwandlung, sei es persönlich oder systemisch. Beim Impact Hub geht es uns um eine Transformation hin zu einer Wirtschaft, die gleichermaßen soziale, ökologische und ökonomische Werte schafft.

Wie kann eurer Meinung nach konkret ein Ökosystem hin zu einer zukunftssicheren Wirtschaft aussehen? Welche Schritte müssen wir gehen?

Maria: Ein lebendiges Ökosystem hat den Willen und die Übung Kollaboration und Transparenz tatsächlich zu leben und nicht von Konkurrenz- und Überlebensängsten behindert zu werden. Dahin dauert es aber noch…

Anton: Im Zentrum dafür stehen immer wieder die Menschen. Egal, ob im Privaten oder im Beruflichen, diese gilt es Tag für Tag mitzunehmen oder sogar zu begeistern. Wenn das gelingt, egal mit welchem Format, dann werden diese Menschen selbst wirksam und zu Multiplikatoren.

“Unsere Mission ist soziales Unternehmertum & nachhaltige Innovationen in der Region Karlsruhe und darüber hinaus zu fördern und zu fordern.”

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Anton: Hmm, dass die Menschen in der Genossenschaft und dem Ökosystem voller Lebendigkeit sprühen und darin tatsächlich wirksam sein können?!

Wie kann man das Impact Hub privat unterstützen?

Maria: Man kann Genossenschaftsmitglied werden und damit in unsere Arbeit investieren, sobald wir Gewinn machen, entscheiden alle Genossenschaftsmitglieder gemeinsam, ob es eine Rendite für sie gibt oder ob re-investiert wird.

Welches Potential seht ihr für Karlsruhe?

Maria: Wir sind beide hochmotiviert etwas Positives in unserer Heimat zu bewirken und Karlsruhe bietet da noch viel Raum für Wirkung. Für viele hier heißt Nachhaltigkeit in der Wirtschaft vor allem Energieeffizienz und Klimaschutz, es gibt aber eine viel größere Vielfalt!

Anton: Richtig, da geht noch was! Hoffentlich können wir die Basics zum schnell in die breite Masse bringen. Denn Karlsruhe hat ja auch großes Potenzial mit seinen Themenschwerpunkten, z.B. in den Bereichen IT, Energie, Medien, Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft oder Mobilität.

Was steht 2023 noch an? Gibt es schon etwas Neues anzukündigen?

Anton: Sehr aktuell sind zwei unserer Programme. Zum einen starten wir mit dem CIRCO Circular Business Design Track. Das soll Ende Juni als auch im September starten. Hier lernen Unternehmen eine Methodik, wie sie zirkuläre Produkte entwickeln können und damit neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen. Zum anderen veranstalten wir Ende Juli den Social Impact Award. Das 1 1/2 -tägige Workshop-Format bietet Gründungsinteressierten die Unterstützung zur initialen Entwicklung ihrer Business-Idee. Zusätzlich freuen wir uns auf unseren dritten Climathon Karlsruhe Ende Oktober, einem Ideensprint zu Klimainnovationen. Hier können die Teilnehmenden ihre Kreativität zur Lösung von Klima-Challenges einsetzen.

Die letzten Worte gehören euch! Was möchtet ihr den Leuten noch mitgeben, die euren Beitrag bis hierhin gelesen haben?

Maria: Impact Hub setzt lokal und regional auf Zusammenarbeit, für eine gerechtere Gesellschaft und eine bessere Zukunft für uns alle. Wir freuen uns über Mit-Wirkungsmacher in jeder Form – kommt jederzeit vorbei oder findet uns online!

 

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Interview & Fotos: Miriam Münzberg

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