Seit einigen Jahren ist das qualitative Niveau der Karlsruher Barszene spürbar gestiegen. Top-Bars wie Carlos Cocktailbar, Santo‘s Cocktailbar oder der Kofferraum bereiteten den Weg und die Miad Bar, Electric Eel, Guts & Glory oder auch das Mapa folgten. Anfang 2017 schaffte es die hiesige Barszene dann sogar auf das Cover des Mixology Magazins für Barkultur mit dem Titel „Bars in Karlsruhe – Badischer Cocktail Boom“. Weiter hieß es darin „Karlsruhe hat aus Bar-Perspektive in der jüngeren Vergangenheit eine rasante Entwicklung gemacht, besonders in den letzten rund eineinhalb Jahren.“ Nun, weitere eineinhalb Jahre sind ins Land gezogen und die Karlsruher Barszene freut sich auf frischen Wind durch die Eröffnung von „The Door“ in der Hirschstraße 17. Um einen ersten Blick hinter die Kulissen zu bekommen und um zu erfahren, welches Konzept die Gäste in „The Door“ erwartet, haben wir mit den zwei Inhabern Lennart und Claudia ein Interview geführt.
Bitte stellt euch unseren Lesern kurz vor. Wer seid ihr und was macht ihr?
Lennart: Ursprünglich bin ich zum Studium nach Karlsruhe gezogen. Das ist nun 8 Jahre und einige Cocktails her. Ein paar Karlsruher könnten mich aus der lokalen Gastronomie (Santo’s Cocktailbar & Mapa) oder aus dem Nick & Nora kennen. Ansonsten bin ich einer der beiden Köpfe hinter der Karlsruher Gin Tonic Seife und arbeite ab und an für Monkey 47.
Claudia: Ich bin auf der sonnigen Insel Gran Canaria geboren und aufgewachsen. Seit 5 Jahren lebe ich hier in Karlsruhe. Die Frage die ich wohl am meisten beantworten muss ist: Warum? Gekommen bin ich um mein Deutsch zu verbessern und ein bisschen Auslandserfahrung zu sammeln. Deutsch ist eine wichtige Sprache auf Gran Canaria, da es dort fast schon mehr Deutsche als Spanier gibt. In Deutschland geblieben bin ich wegen Lennart. Wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt und seither in mehreren Jobs zusammengearbeitet. Uns war schnell klar wir wollen mal was Eigenes machen.
Claudia Alamo Masanet & Lennart Geist
Was für einen beruflichen Hintergrund habt ihr beide?
Lennart: Ich bin seit knapp 15 Jahren in der Gastronomie tätig. Angefangen hat es wie bei vielen: Ein Nebenjob um das Taschengeld während der Schule aufzubessern. Dabei habe ich meine Leidenschaft für das Gastgewerbe entdeckt. Diese Leidenschaft hat mich mein Jura Studium gekostet da ich mehr Zeit in der Bar und kaum Zeit im Hörsaal verbracht habe. Meine Eltern haben sich natürlich gewünscht, dass ich etwas Richtiges lerne, deshalb habe ich Business Management studiert. Es hat mich aber schon damals wieder in die Gastronomie gezogen. Meine erste Festanstellung war direkt als Food- & Beverage Manager. Nach mehreren Stationen kommt jetzt endlich die eigene Bar mit Claudia.
Claudia: Nach meinem Abitur auf der Deutschen Schule in Gran Canaria habe ich dort Tourismus studiert. Meine ersten Jobs waren am Kreuzfahrthafen für AIDA und TUI. Danach ist mir die Insel zu klein geworden und bin nach Berlin gezogen. Später erst kam ich nach Karlsruhe. Da verreisen und neue Leute und Kulturen kennenzulernen mich immer angezogen hat, habe ich mich immer für Jobs entschieden, die mit Menschen aus allen Ecken der Welt zu tun hatten. Ich war als Front Office Supervisor im Roomers in Baden-Baden, als rechte Hand von Tati im Mapa hier in Karlsruhe tätig und im International Department vom KIT. Jetzt kommt der Sprung in die Selbständigkeit.
@Lennart: Das in der Barszene beliebte Spirituosen Fachgeschäft „Nick & Nora“ in der Nähe vom Gutenbergplatz hat vor ein paar Wochen den Betrieb eingestellt. Kannst du Gründe nennen, warum es zur Schließung kam?
Irgendwann überwog für Sven der Papierkram und die Bürokratie – DSGVO, LMIV, Buchhaltung, Versicherungen u.ä. – wir hatten noch viel vor, aber alleine kann man das irgendwann nicht mehr stemmen. Aber mal sehen was da noch kommt, Sven hat ja immer gute Ideen und wenn sich ein paar Mitstreiter finden …
Wie seht ihr die aktuelle Entwicklung der Karlsruher Barszene?
Lennart: Als ich vor 8 Jahren nach Karlsruhe kam, sah es hier in der Barszene noch ganz anders aus. Happy Hour und große Gläser mit Long Island Iced Tea haben das Bild beherrscht. Das hat sich zum Glück geändert. Die Gäste heute trinken nicht unbedingt mehr als früher aber dafür besser. Diese Entwicklung sieht man ja auch in anderen Lebensbereichen.
Claudia: Da muss man unseren Mitbewerbern ein großes Lob aussprechen. Ohne die Arbeit von Carlos oder Roman würde es die Szene wie sie heute ist nicht bestehen. Wir haben wirklich viele gute Bars für eine Stadt wie Karlsruhe.
Lennart: Auch sind die Gäste viel aufgeklärter als früher. Einige haben 40-50 Gins zu Hause oder beschäftigen sich mit der Herstellung von Rum in ihrer Freizeit und freuen sich eine neue Spirituose zu entdecken. Andere wollen einfach nur einen guten Drink genießen. Beide sind bei uns herzlich willkommen.
Welche Bars und Kollegen schätzt Ihr besonders?
Lennart: Besonders wichtig für mich persönlich sind Roman und Carlos. Die beiden haben den Weg für jedes neue Konzept geebnet. Vom Prinzip bin her liebe ich als Gast auch gerne die Abwechslung und freue mich zu sehen was unsere Kollegen Neues machen. Je nach Stimmung und Anlass geht man mal zum Einen mal zum Anderen
Wann und warum habt ihr euch dazu entschlossen, in Karlsruhe eine eigene Bar zu eröffnen? Was hat euch dazu bewegt?
Claudia: Die Idee hatten wir zum ersten Mal vor zwei Jahren, gestartet haben wir im Mai dieses Jahres nachdem wir endlich die passende Immobilie für unser Konzept gefunden haben. Ich denke jeder der eine Weile hinter dem Tresen arbeitet träumt von einer eigenen Bar, in welcher er seine Vision ohne Einschränkungen umsetzen kann. Von dem Traum bis zu Wirklichkeit ist es dann aber eben immer ein langer Weg.
Welches Konzept verfolgt ihr mit „The Door“? Was könnt ihr schon verraten? Was steckt hinter diesem Namen und was wird die Gäste in euer Bar erwarten?
Lennart: „The Door – Liquid Kitchen & Highballs“: der Name ist Programm.
Unsere Cocktailkarte ist in zwei Bereiche unterteilt. Unter Liquid Kitchen führen wir unsere Eigenkreationen an Cocktails. Liquid Kitchen steht dabei einfach für das nutzen moderner Techniken wie sie auch in gehobenen Restaurants genutzt wird. Der Zweite Teil in der Karte sind Highballs. Es gibt mehrere Definitionen was einen Highball ausmacht. Für uns sind Highballs kräftige Drinks die in einem etwas kleineren Glas auf viel Eis serviert werden. Sie haben immer Kohlensäure, sind erfrischend und leicht zu trinken. Highballs werden schnell zubereitet und werden nicht geshaked. Durch die etwas kleineren Gläser kann man auch mehr Verschiedenes probieren.
Claudia: Zu dem Namen „The Door“ kamen wir durch unsere wunderschöne alte Eingangstüre. Wir haben diese während des Umbaus der Bar freigelegt und restauriert. Sie ist das Einzige was von unserer Bar nach außen sichtbar ist, da wir versteckt im Hofdurchgang der Hirschstr. 17 liegen. Für uns symbolisiert die Türe die Schwelle in eine andere Welt ähnlich wie Alice die durch den Kaninchenbau in eine andere Welt gelangt.
Könnt ihr schon etwas über die Einrichtung und das Konzept der Getränkekarte verraten?
Claudia: Wir haben einen kleinen schönen Gewölbekeller mit offenen Sandsteinwänden in den wir uns schon bei der ersten Besichtigung verliebt haben. Dieser hat von Anfang an die Richtung im Raumkonzept vorgegeben. Es sollte ein Charme aus einem rustikalen Raum und eleganter Einrichtung entstehen.
Lennart: Für mich ist der schönste Platz an der Theke. Darum bildet der freistehende Tresen das Herzstück der Bar. Wer uns also bei der Arbeit beobachten oder über Spirituosen fachsimpeln möchte findet genügend Platz.
Es gibt abgesehen von den Tresenplätzen nur eine durchgehende Sitzgruppe. Die Wände und Decken wurden von Claudias Papa gestaltet. Er ist ein bekannter spanischer Künstler und hatte komplett freie Hand und 2 Monate Zeit. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.
Über die Getränkekarte wollen wir nicht zu viel verraten. Wir haben uns bei der Entwicklung von den Kunstwerken in unserer Bar inspirieren lassen. Mehr möchte ich vorab nicht preisgeben. 😀
Welches musikalische Konzept verfolgt ihr in eurer Bar? Wird es Events und DJ Gigs geben?
Claudia: Wir wollen uns nicht in ein musikalisches Raster stecken lassen, das ist uns am wichtigsten. Unser Musikgeschmack ist vielfältig und aus aller Welt. Natürlich muss man sich aber an der Stimmung der Leute orientieren.
Lennart: Mich kann man mit Old School Hip Hop genauso abholen wie mit Indischer Sitar Musik aber eben mit beidem nicht immer. Daher versuchen wir ein Konzept zu schaffen, was uns wiederspiegelt und zum Drive des Abends passt. Darüber hinaus wird es Events geben an denen auch mal ein DJ auflegt. Z.B. wird an der Eröffnung Dj Stean hier aus Karlsruhe auflegen.
Ihr befindet euch in unmittelbarer Nachbarschaft des “Kofferraums”, einer in Karlsruhe und über die Stadtgrenzen hinaus geschätzten Bar. Wie steht ihr zu eurem zukünftigen Nachbar und wie schätzt ihr das Potential dieses Standorts ein?
Claudia: Das ist glaube ich die meistgestellte Frage der letzten Monate, wenn wir von unserem Projekt erzählen. Roman war der Erste mit dem wir gesprochen haben und dem wir von unserem Konzept erzählt haben.
Lennart: “Ja wir machen eine Bar auf. Nein wir übernehmen nicht den Kofferraum. Ja kommen sehr gut mit Roman aus.” Diese Sätze habe ich in den letzten Wochen bestimmt hundertmal gesagt. Uns ist das Verhältnis zu Roman wichtig. Er ist seit über 6 Jahren eine Instanz und hat viel für die Barszene in der Region gemacht. Ohne Vorreiter wie ihn könnten wir so ein Projekt nicht umsetzen.
Claudia: Das Potenzial liegt auf der Hand. Abwechslung an einem Standort macht diesen für Gäste attraktiver. Abgesehen davon wollen wir mit Roman auch gerne in Zukunft den gemeinsamen Hof für Events nutzen. Man darf also gespannt sein.
Wann feiert die Bar ihre offizielle Eröffnung?
Claudia: Am 28. September ab 20 Uhr öffnet sich die Türe das erste Mal. Von da an werden wir Di-Sa ab 19Uhr geöffnet haben.
Danke für das Interview & viel Erfolg mit eurer neuen Bar!
Fotos: Guillermo Puerta Domínguez
Künstler: Fernando Álamo