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Nie wieder wird der Mittwoch der Selbe sein. Le Club Carambolage schließt nach 22 Jahren seine Pforten für immer. Keine hitzigen Duelle bei Billard, Kickern oder am Boxsack. Bis Januar gibt es aber noch die Chance sich gebührend zu verabschieden. Wir haben mit den Geschäftsführern über Konzerte, Großraumdiscos und die Probleme von alternativen Clubs gesprochen.

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Nachdem Radio Oriente und dem Liebstöckel hat es jetzt einen der ältesten Clubs der Stadt erwischt. Le Club Carambolage schließt nach 22 Jahren seine Pforten. Nie wieder wird der Mittwoch der Selbe sein. Keine hitzigen Duelle bei Billard, Kickern oder am Boxsack. Bis Januar gibt es aber noch die Chance sich gebührend zu verabschieden. Wir haben mit den Geschäftsführern über Konzerte, Großraumdiscos und die Probleme von alternativen Clubs gesprochen.

Zum Anfang wär es ganz gut, wenn ihr euch erst mal kurz vorstellt und auch sagt, was ihr hier macht.

Achim: Ich bin Achim, ich bin hier seit fünf Jahren, seit einem Jahr als Geschäftsführer. Außerdem lege ich auch an verschiedenen Abenden hier auf.

Katharina: Ich bin Katharina, ich bin genau so lange in der Geschäftsführung und arbeite seit fünf Jahren hier hinter der Bar.

Ihr habt quasi zusammen hier angefangen?

K: Ich bin etwas später dazugekommen als der Achim. Aber wir haben damals gemeinsam beschlossen, die Geschäftsleitung zu übernehmen.

Wie seid ihr dazu gekommen? Wart ihr bereits vorher Stammgäste oder im gastronomischen Bereich unterwegs?

A: Ich hab direkt nebenan gewohnt. Ein Freund meinte, die suchen hier Leute, dann hab ich hier angefangen. Kurzer Arbeitsweg, damit hat sich’s. Erst hinter der Bar, dann hab ich irgendwann auch angefangen mit dem Auflegen. Die Geschäftsführung wollte ich eigentlich nicht machen, aber nachdem der Letzte aufgehört hat, bin ich da mehr oder minder so reingerutscht.

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Aber ihr hattet da kein eigenes Risiko, oder?

A: Nein, das trägt der Inhaber Christian Pulkert, der auch die Stadtmitte hat und früher das Liebstöckel. Das hat leider auch schon im Mai zugemacht. Ich kümmere mich um die Personalplanung, das Zeug für das Steuerbüro, Gestaltungen, Grafik, Texte und Website. Es geht schon viel Zeit drauf. Weil wir häufig unterbesetzt waren, springt man auch hier und da noch ein. Ich stand jetzt auch schon häufiger an der Tür, als Türsteher.

Stimmt es, dass das Carambolage demnächst für immer seine Tore schließt?

K: Ja, am 23. Januar 2016 ist der letzte Abend nach insgesamt 22 Jahren.

A: Als ich nach Karlsruhe gekommen bin war immer klar: wo kann man hingehen? Carambolage! Vor allem der Mittwoch hat sich eingebrannt und ist immer noch legendär. Das ist auch schon eine enorme Zeit für einen Club.

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Warum müsst ihr jetzt doch den Laden schließen und warum für immer?

A: Im Grunde genommen ist der Pachtvertrag ausgelaufen, der Besitzer wollte diesen nicht verlängern. Es gab Differenzen, was die Baumängel am Haus angeht. Der Zwist ließ sich dann nicht mehr lösen, jetzt wurde der Vertrag aufgelöst. Das Haus ist zur Zeit auch inseriert und zur Verfügung.

K: Hier ist einiges zu tun, deswegen steht da auch Miete auf Anfrage.

Hat die Schließung auch mit sinkenden Besucherzahlen zu tun?

K: Ich glaube, dass es sich so fügt, ist nicht das Schlechteste. Ansonsten wäre es wohl auch noch eine Zeit lang weitergegangen. Natürlich hatten wir eine Durststrecke, aber das fängt sich auch immer.

A: Klar hat man noch im Kopf, dass das Carambolage vor fünf Jahren noch sehr angesagt war und wirklich viele Leute herkamen. Aber ich glaube, dass der Zeitgeist auch gegen uns spricht. Unsere Stammgäste sind zu alt geworden, haben Jobs und Kinder und es kam dann vom Nachwuchs auch nicht genug nach.

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Was meinst du genau mit nicht zeitgeistig genug?

A: Interieur, Musik, es gab auch eine Zeit, in der wir alternativer waren, musiktechnisch. Ich will jetzt nicht den Soziologen raushängen lassen, aber wir mussten da schon mehr in Richtung Mainstream gehen, um die Leute zu halten. Es gibt halt kaum noch Läden wie das Carambolage, mit alten Möbeln und der obskuren Deko. Vielen Leuten ist das zu dreckig, zu abgefuckt und passt nicht in ihren aktuellen Lebensstil.

Die Mischung aus Bar und Club gibt es nicht mehr so oft in Karlsruhe, oder?

K: Die Gäste haben zur Zeit eine andere Anspruchshaltung an die Clubs. Die sehen es oft nicht ein, Eintritt zu zahlen, dann stehen sie an der Bar und mäkeln an den Getränkepreisen rum und erwarten, dass sie möglichst viel für möglichst wenig bekommen. In den Großraum-Discos werden die Leute halt überhäuft mit Getränkeaktionen.

A: Oft kommen und gehen Gruppen oder schauen kurz rein und hauen wieder ab. Das ist ein Kreis, aus dem du nicht rauskommst. Und klar, bei einem Club, für den du zahlst und um 2 Uhr sind bei der Größe nur 50 Leute da, das ist schwierig. Wir haben oft einen sehr vollen Raucherbereich mit 50-60 Leuten, die Kicker oder Billard spielen und nur ein Mensch sitzt an der Bar. Dann kommen Leute rein und erschrecken, weil da nur ein Mensch sitzt. Tanzen ist ja auch oft erst ab 12 oder 1 Uhr. Diese “Schlauch”-Bauform ist da gar nicht so optimal.

Ihr habt in den letzten Jahren sicherlich viel ausprobiert, hat nichts gezündet?

A: Es gab auch Live-Konzerte hier. Mein Highlight war, dass Future Islands hier zu Gast waren. Mittlerweile auch sehr bekannt. Da waren auch maximal 40 Leute da. Die waren damals schon sehr bekannt, im Grunde wäre es was gewesen, wo wir gehofft hatten, dass da mehr passiert. Dem war leider nicht so.

K: Wir hatten auch einen Literaturabend einmal im Monat. Da waren vier Leute da. Die Leute hat es leider nicht so interessiert.

A: Gerade für die internen und externen Veranstalter war das mit den Konzerten dann einfach zu risikoreich. Du hättest halt zum vierten Mal den Singer/Songwriter aus Karlsruhe spielen lassen können.

K: Es ist sehr viel Arbeit. Die Bands sind bei dir Zuhause untergebracht weil kein Geld da ist, und du musst die verpflegen, Gagen zahlen und das alles. Man hatte Bands gegenüber ein schlechtes Gewissen, die dann teils aus Kanada angereist kamen. Natürlich war es trotzdem toll, aber schade, dass sich solche Sachen nicht etablieren konnten.

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Ist der Mainstream quasi so breit in Karlsruhe, dass er nichts anderes mehr zulässt?

A: Das sehe ich absolut so. Die Leute kamen hier wirklich rein und wollten Helene Fischer oder die Backstreet Boys. Das kann bei uns nicht laufen.

Aber in Karlsruhe sollte man doch meinen, zumindest bei dem großen Angebot an Hochschulen, dass es genug “alternatives Publikum” gäbe.

A: Die Szene ist ja sehr klein und spaltet sich noch in kleinere Szenen ab. Da hast du Kavantgarde-Leute, die HfG-Leute, die Hackerei ist mittlerweile auch nicht mehr so alternativ, wie sie mal war. So gesehen gibt es keinen Ort, an dem sich alle treffen könnten.

Ein altes “Karlsruhe Problem”? Jeder kocht sein Süppchen, das große Gemeinsame beleibt außen vor?

K: Ich denke auch, dass wir vor einigen Jahren viele verschreckt haben, als wir ein bisschen mainstreamiger geworden sind. Es hieß da schnell, dass wir uns verkaufen. Aber wir mussten den 80-90 Prozent was anderes liefern, Indie-Pop und Indie-Rock, das wollte sie nicht mehr hören. Wir mussten auch über die Runden kommen. Damals konnten wir es so keinem recht machen. Damals haben wir viele verschreckt und vergrault.

A: Ich hatte hier mal mit einem Freund einen Garage-Psyche-Wave-Abend gemacht. “Get Hypnotized” hieß es, da kamen beim ersten Abend noch die ganzen Bekannten und es war richtig lustig. Doch schon beim zweiten Mal hattest du ein Problem und musstest letztlich wieder zum alten Programm. Und dann haben wir gesagt, wenn wir nicht das machen können, was wir wollen, dann lassen wir es sein.

Ist das Club-Sterben ein Phänomen unserer Zeit oder ganz normal auch bedingt durch Generationswechsel?

A: Der Alternativ-Bereich erlebt zur Zeit schon einen Abwärtstrend. Was jetzt überlebt, ist dieses “Berlin-Ding”, sprich kahle Betonwände, Bauhaus vs. Trash. Aber noch ein bisschen edel und ein bisschen Kunst muss hängen. Es ist auch vielleicht von einer Nachtclub- mehr zu einer Bar-Kultur geworden. Gerade diese Pubs mit billigem Essen und Trinken laufen sehr gut. Das hat vielleicht auch mit dem Bachelor-Studium zu tun, früher sind die Leute nach der Bar noch in den Club, jetzt gehen sie ins Bett.

Was wird in den letzten Atemzügen jetzt noch bei euch passieren?

A: Wir machen jetzt bis Dezember noch ganz normales Programm durch und werden dann im Januar noch mal die alten Zeiten aufleben lassen. Mit all den Leuten und DJs, die hier über die Jahre was veranstaltet haben. Alle Wochenenden im Januar sind Revival- oder Abschiedspartys.

Schade, schade aber dann freuen wir uns auf die Abschluss-Partys. Vielen Dank fürs Gespräch und viel Glück in Zukunft.

2 comments
  1. Habe dort meine Freundin kennengelernt und bin jetzt schon 12 Jahre mit ihr zusammen mit Kind. Haben damals fette House-Partys dort gemacht. Gruß an Michi the DJ und Angie falls ihr das lest. War eine coole Zeit.
    Ohh Mann ! Bin mit dem Club aufgewachsen. Schaade ! War echt Kult. Alles tolle verschwindet irgendwie.

  2. Hab auch meine Freundin/Frau da kennengelernt auch vor circa 12 Jahre . Und wir sind immer noch glücklich zusammen … schade das zu macht aber wir sind auch bestimmt letzte mal vor 5-6 Jahre da gewesen . Man wird auch älter… hin und her war eine schöne Zeit da mit viel Alkohol ☺️

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