Dark Light
Deutschrap aus Karlsruhe ist nicht erst seit gestern auf der Karte. Seit einigen Jahren mischen verschiedene Rap-Talente aus unserem beschaulichen Städtchen in der nationalen HipHop Szene mit. Über Schote und Curly haben wir schon berichtet, die beiden wurden vor nicht allzu langer Zeit für das Juice Cover abgelichtet, und auch von Haze sollte spätestens seit seiner Deutschlandtour jeder etwas gehört haben. Heute wollen wir euch jedoch jemanden vorstellen, der neu auf Kavantgarde ist: Erabi, ursprünglich aus Irak, wohnt seit 15 Jahren in Deutschland und fühlt sich in der Karlsruher Südstadt zuhause. Musik macht er seit er hier ist, momentan arbeitet er viel mit anderen lokalen Rappern und Producern zusammen, und auch seine Videos representen unsere Stadt. Der Ton von Erabis Musik ist meist etwas rauher, und man ahnt, dass das keine leeren Worthülsen sind, sondern dass der Typ schon was erlebt hat! Wir haben gefragt wie er nach Deutschland kam, wer ihn musikalisch inspiriert hat, wie er arbeitet… und natürlich was er zu Karlsruhe zu sagen hat.

Deutschrap aus Karlsruhe ist nicht erst seit gestern auf der Karte. Seit einigen Jahren mischen verschiedene Rap-Talente aus unserem beschaulichen Städtchen in der nationalen HipHop Szene mit. Über Schote und Curly haben wir schon berichtet, die beiden wurden vor nicht allzu langer Zeit für die Juice abgelichtet, und auch von Haze sollte spätestens seit seiner Deutschlandtour jeder etwas gehört haben. Heute wollen wir euch jedoch jemanden vorstellen, der neu auf Kavantgarde ist: Erabi, ursprünglich aus dem Irak, wohnt seit 15 Jahren in Deutschland und fühlt sich in der Karlsruher Südstadt zuhause. Musik macht er seit er hier ist, momentan arbeitet er viel mit anderen lokalen Rappern und Producern zusammen, und auch seine Videos representen unsere Stadt. Der Ton von Erabis Musik ist meist etwas rauher, und man ahnt, dass das keine leeren Worthülsen sind, sondern dass der Typ schon was erlebt hat! Wir haben gefragt wie er nach Deutschland kam, wer ihn musikalisch inspiriert hat, wie er arbeitet… und natürlich was er zu Karlsruhe zu sagen hat.

Erstmal unsere Standardfrage vorab: Wer bist du und was machst du?

Ich bin Erabi und mache Rap. Ursprünglich komme ich aus Bagdad und seit sieben Jahren wohne ich in Karlsruhe, um genau zu sein in der Südstadt.

Du bist im Irak geboren. Wann und warum bist du nach Deutschland gezogen?

Ich bin 2002 mit meiner Familie kurz vor dem Ausbruch des zweiten Irakkriegs geflüchtet. Zunächst haben wir in einem syrischen Flüchtlingslager gelebt, später dann auch in verschiedenen Wohnungen dort. In dieser Zeit mussten wir im Fernsehen live mit ansehen, wie die Straße, in der wir gelebt hatten, und auch unsere Nachbarschaft bombardiert wurden. Im Flüchtlingslager haben wir circa ein Jahr lang gelebt, bis wir dann zum Glück eine Einreiseerlaubnis nach Deutschland bekommen haben.

Welche Bilder hast du vor den Augen, wenn du an den Irak denkst?

Ich erinnere mich vor allem an die unzähligen Stunden, in denen wir uns live im Fernsehen den Bombenhagel anschauen mussten und wie meine Mutter gar nicht mehr aufhörte zu weinen. Gott sei Dank, habe ich für mich eine Art gefunden, die Vergangenheit zu verarbeiten und zu akzeptieren. Ich bin froh, mittlerweile hier leben zu können. Alleine, dass es hier überall voll die krassen Spielplätze gibt, war damals für mich verschickt und völlig neu. Auch die Schulen hier, wie schön die Klassenzimmer gestaltet sind, das hat mich sehr fasziniert. Ich war schon davon begeistert, dass es bunte Kreide gibt, bei uns gab es nur weiße.

Was war noch neu für dich in Deutschland?

Alles einfach. Die ganzen Möglichkeiten, die man hat, zum Beispiel für sportliche Aktivitäten… die Sportplätze, die es überall gibt. In Deutschland habe ich viele Sachen das erste Mal in meinem Leben sehen dürfen. Skateboards und Skateplätze, Basketball, Tennis, Hallenbäder… da könnte ich sehr viele Sachen aufzählen. In der Gegend, in der ich im Irak wohnte, hatten wir einen Fußballplatz. Das war eigentliche eine riesige Fläche, wo die Leute ihren Müll entsorgten. Wir räumten uns in der Mitte Platz frei und stellten Steine hin, die für uns die Torpfosten darstellten.

https://www.youtube.com/watch?v=-QiuaZu-C_g

Welche Rolle spielt Rap zurzeit in deinem Leben?

Ich mache Musik, weil ich das für mich als Ventil brauche. Es hilft mir dabei, alles was ich erlebe und sehe zu verarbeiten. Ehrlich gesagt will ich in meinem Leben auch nichts anderes mehr machen. Für mich ist das wie Sport, man weiß, dass man den Fokus nicht verlieren darf, wenn man in dem was man tut besser werden möchte. Und ich will der Beste werden. (lacht)

Seit wann rappst du und wie bist du zum Rap gekommen? Gab es da einen bestimmten Künstler, Release oder Song der dich am Anfang besonders fasziniert hat?

Ich habe Rap ziemlich schnell entdeckt als ich in Deutschland war. Zu dieser Zeit sah ich vor allem 50 Cent, Eminem und Dr. Dre im Fernsehen. Eminem mit seinen verrückten Flows fand ich geil. Der erste deutsche Rapper, der mich fasziniert und inspiriert hat, war Azad. Das lag vor allem daran, dass ich mich nicht nur durch seine Musik mit ihm verbunden fühlte, sondern auch durch seine Herkunft und weil er den gleichen Namen wie mein Vater trägt. Meine Lieblingssongs damals waren “Phoenix” und “Alarm“. Mich hat in erster Linie die Atmosphäre der Beats gepackt und ich wollte unbedingt wissen, was er sagt. Also habe ich häufig die Texte übersetzt, was mir einen Zugang zur deutschen Sprache ermöglichte und mir half, Deutsch zu lernen. Das war sicherlich mit ein Grund, weshalb ich damals angefangen habe, vor allem deutschen Rap intensiver zu verfolgen.

Wie stehst du zur aktuellen Sounddiskussion? Trap vs. Boombap vs. Glockenbeats vs. Cloud… Wenn man sich deine letzten Releases anhört, fällt es einem schwer, dich auf einen Sound festzunageln. Woran liegt das?

Es gibt ja in jedem Genre gute und schlechte Sachen, von daher ist mir eine Diskussion über Sounds und Schubladen egal. Als Künstler versuche ich noch, den perfekten, individuellen Sound für mich zu finden. Ich bin jetzt mittlerweile seit einem Jahr jeden Tag im Studio und setze mich intensiv mit Musik auseinander, in erster Linie mit meiner eigenen, und überlege, wie ich noch krassere Songs machen kann. Das wird auch weiterhin so sein. Diese Suche wird wahrscheinlich nie enden, aber das ist auch gut so, denn sie treibt mich und meine Kreativität immens an.

Wo ziehst du deine Inspiration für die Beats, die du pickst, und die Texte, die du schreibst?

Was Beats betrifft arbeite ich gerade vor allem mit meinem Freund Enaka zusammen. Er ist genau wie ich fast jeden Tag im Studio. Häufig hören wir uns einfach nur neue Musik an oder zocken Fifa und unterhalten uns über alle möglichen Dinge. Meistens starten wir dann spontan die Arbeit an neuen Songs oder wir ändern nochmal was an Songs von vorherigen Sessions. Daher picke ich eigentlich keine Beats im klassischen Sinne. Ab und an fahre ich auch zu meinem Frankfurter Produzenten SVRN. Aber auch in Frankfurt sitzen wir beide zusammen und arbeiten gemeinsam an neuen Songs.

Wie und wann schreibst du deine Texte? Eher nachts oder eher tagsüber? Stift und Papier oder digital ins Handy getippt? Im Studio mit anderen Künstlern oder immer alleine?

Eigentlich bin ich immer kreativ. Immer wenn mir eine Idee kommt, schreibe ich sie gleich auf oder merke sie mir, so lange es geht. (grinst) Diese kreativen Momente können aus heiterem Himmel kommen, wenn ich gerade am einschlafen bin oder auch wenn ich mit meinen Jungs Party mache. Auf was ich meine Texte schreibe ist mir auch egal. Ich habe also keine immer gleiche Herangehensweise beim Schreiben, weil ich gezielt keine klassische Arbeitshaltung entwickeln möchte. Meiner Meinung nach schränkt das die Kreativität nur ein. Kreativität soll sich frei bewegen können und nicht zur Routine werden.

Auf Spotify findet man rund 30 Songs von dir. Was glaubst du, wie viele Texte hast du insgesamt schon geschrieben?

Ganz früher habe ich meine Textblätter aufgehoben. Ich habe dann mal zwischenzeitlich über 500 Seiten gezählt. Das waren aber alles Texte vor den bis dato über 30 Songs auf Spotify oder Apple Music.

Manche Künstler haben Probleme mit alten Sachen, die sie veröffentlicht haben, weil sie sich nicht mehr damit identifizieren können. Wie stehst du zu alten Produktionen von dir?

Bei vielen Tracks habe ich auch eben dieses Gefühl. Als Künstler muss man sich in die Zeit zurückversetzen können, in der diese Musik entstanden ist. Ganz alte Sachen meiner Anfänge habe ich nie veröffentlicht, und das habe ich auch nicht vor. (lacht) Ich stehe jedoch hinter allem, was du von mir heute offiziell findest. Vielleicht sehe ich ein paar Dinge, die ich mal gerappt habe, mittlerweile anders, aber das ist normal, da man sich schließlich auch menschlich stetig weiterentwickelt.

Seit 2010 lebst du in Karlsruhe. Was bedeutet dir diese Stadt?

Ich habe in keiner Stadt länger gelebt als in Karlsruhe, seit ich in Deutschland bin. Ich wohne hier schon immer in der Südstadt und fühle mich wirklich angekommen. Ich mag vor allem die Vielfalt hier.

Die Karlsruher Rap Szene erlebt seit einigen Jahren einen spürbaren Aufwind durch verschiedene Künstler, die es schaffen, auch über die Stadtgrenzen hinaus Aufsehen zu erregen. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Ich denke nicht, dass eine Stadt für musikalischen Erfolg verantwortlich ist. Musik mit Qualität setzt sich früher oder später durch.

Welche Karlsruher Künstler feierst du besonders und mit wem von ihnen arbeitest du aktuell zusammen?

Auf meinem “KA137Mixtape” sind so gut wie alle Künstler, die ich gut finde, vertreten. Darunter Latsches, BabaDee, Serbo und Signer, mit denen ich schon vorher Songs veröffentlicht habe. Bei Schote ist es so, dass wir im gleichen Studio aufnehmen und mir sein letztes Album „Schuss“ gut gefallen hat. Mit CHA habe ich meine beiden EPs „In deiner Town“ und „Tanz mit der Strasse“ aufgenommen. Er arbeitet aktuell an einem Projekt mit Headbud. Mit Headbud habe ich übrigens meine allerersten Gehversuche überhaupt in Sachen Rap gemacht. Ansonsten solltet ihr auf jeden Fall die Bratkos im Auge behalten. Auf dem “KA137Mixtape” sind bis auf die Bratkos, Nino und edo all meine Karlsruher Lieblingskünstler vertreten.

Was bedeutet M4B und wer zählt da alles dazu?

M4B steht für “Money for Brothers”. M4B ist eine Philosophie, die meine Lebenseinstellung und auch die der meisten meiner Freunde widerspiegelt. Jeder, der diesen Gedankengang nachvollziehen kann, kann sich als Brother4Money sehen. Daher ist M4B keine Crew, die aus bestimmten Personen besteht, sondern eine Bewegung. M4B beschränkt sich dabei auch nicht nur auf Rapper, sondern auch Graffiti Jungs, Produzenten und viele mehr sind Teil der Bewegung!

In deinen Songs, geht es oft um Zeit und Ziele. Welche Ziele würdest du gerne noch mit Rap erreichen?

Ich möchte durch meine Musik gerne so vielen Menschen wie möglich etwas für ihr Leben mitgeben. Egal welcher Herkunft, Religion oder Gesellschaftsschicht, jeder soll was Gutes für sich aus meiner Musik ziehen. Wenn ich es am Ende noch schaffe, gut davon leben zu können, bin ich voll und ganz zufrieden.

Was wäre für dich ein absolutes Traumfeature?

Kevin Gates, weil er für mich einer der talentiertesten Künstler aller Zeiten ist. Die Beats, die er pickt, die Flows, der Style, bei ihm passt alles zusammen, das fasziniert mich. Dass mir jemand als Gesamtpaket gefällt, passiert mir ganz selten.

Was steht in den nächsten Monaten bei dir an? Worauf darf man gespannt sein?

Es kommen viele neue Songs und viele neue Videos! Darum abonniert am besten gleich meinen Youtube-Kanal, folgt mir auf Instagram und liket meine Facebookseite dann bekommt ihr immer mit was so passiert.

Deine abschließenden Worte. Was möchtest du noch loswerden?

M4B, weisch bescheid chava!

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